Der Strukturwandel der Erwerbsarbeit manifestiert sich u.a. in Grenzverschiebungen zwischen abhängiger und selbständiger Arbeit, die soziologisch nicht leicht zu bestimmen sind. Es wird die These vertreten, dass der vorherrschende arbeitssoziologische und arbeitsmarkttheoretische Interpretationshorizont, der das Aufkommen neuer Beschäftigungsformen im Kontext der Erosion des Normalarbeitsverhältnisses verortet, für eine Analyse dieser Grenzverschiebungen ergänzungsbedürftig ist, weil hier auch strukturelle Veränderungen von bestimmten Formen von Selbständigkeit eine Rolle spielen. Am Beispiel der Entwicklung von freier Mitarbeit im Journalismus wird gezeigt, dass semi-abhängige Beschäftigungsformen, die weder dem traditionell dominanten Typus abhängiger Arbeit noch dem klassischen Typus freiberuflicher Tätigkeit entsprechen, im bundesrepublikanischen Erwerbssystem schon länger institutionell verankert sind. Im Zuge von verschärften Wettbewerbsbedingungen wie auch angesichts eines erhöhten Angebots akademisch qualifizierter Arbeitskräfte erfährt dieser Beschäftigungstypus im Mediensektor in den neunziger Jahren jedoch eine marktliche Radikalisierung, die freie Mitarbeit als frei wählbare und existenzsichernde Erwerbsform für einen Teil der Erwerbstätigen in Frage stellt. Diese Ergebnisse werden auf ihre Übertragbarkeit auf weitere qualifizierte Dienstleistungsberufe überprüft und im Hinblick auf den Ertrag der Denkfigur des Arbeitskraftunternehmers' diskutiert.
Enthaltene Artikel:- Beck, Nikolaus: Die Wechselwirkung zwischen Erwerbstätigkeit der Ehefrau und Ehestabilität unter der Berücksichtigung des sozialen Wandels
- Gottschall, Karin: Freie Mitarbeit im Journalismus
- Gehring, Uwe W.: Wahlbeteiligung im hohen und sehr hohen Alter
Serie / Reihe: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
Personen: Friedrichs, Jürgen (Hrsg.)
Leseror. Aufstellung: Magazin
; 1999/Heft 4; 51(1999). - 51, 1999 - (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie; Heft 4; 51(1999))
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