"Nächster", "Nächstenliebe" - was bedeuten uns diese Begriffe heute? Die Herausgeberin der vorliegenden Anthologie, Inge Meidinger-Geise, hat deutschsprachige Autoren (aus der Bundesrepublik Deutschland, der DDR, aus Österreich, der Schweiz und Luxemburg) zu einem "Textgespräch" über diese Frage eingeladen. Der Band umfaßt siebzig Beiträge (Lyrik, Erzählung, Kurzprosa) von Autoren der älteren wie der jüngeren Generation, bekannten und unbekannten, aus unterschiedlichen weltanschaulichen Lagern. (Knappe bio-bibliographische Hinweise finden sich innerhalb des Inhaltsverzeichnisses.) Der Großteil der Beiträge wird hier erstmals veröffentlicht, bei den schon an anderer Stelle publizierten haben die Autoren selbst ihre Texte im Hinblick auf das Thema ausgewählt. Jeder Autor gibt im Anschluß an seinen Beitrag eine Kurzauskunft darüber, was Nächster und Nächstenliebe für ihn und sein Werk bedeuten. Bei einem derart "offenen" Verfahren mußte auch mit einem entsprechend offenen Ergebnis gerechnet werden: es waren nicht nur Zustimmung und Bestätigung, sondern auch Distanz, ja sogar Ablehnung zu erwarten. Nur so konnte (bei aller Vorsicht, die bei der Verallgemeinerung von Detailergebnissen geboten ist) eine in etwa der Wirklichkeit entsprechende, in ihrer literarischen Spontaneität nicht beeinflußte Antwort auf die gestehe Frage zustande kommen. Diese Anthologie bietet also keine "Leitworte", sie stellt vielmehr ein Lese- und Arbeitsbuch dar, dessen Beiträge der Leser, als Mitglied der Gesprächsrunde, bejahend, abwägend, verneinend zur Kenntnis nehmen kann. Es soll ihn (wie schon vorher die Autoren, die der Einladung gefolgt waren) aus der Reserve locken, es soll in einem ernsthaften, auch beunruhigenden Sinn "in Frage stellen" und dem einzelnen helfen, seine Antwort zu finden.
Personen: Meidinger-Geise, Inge (Hrsg.)
C 50
Weri
Wer ist mein Nächster ? : 70 Autoren antworten auf eine zeitgemäße Frage. - Freiburg / Brsg. : Herder , 1977. - 215 S.
ISBN 3-451-17799-4
Ethik - Buch