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Rezension

Der in den 40ern steckende Psychotherapeut Matthias Harms ist der gekonnt gezeichnete Protagonist in Krügels 3. Roman, und wieder hat es die 33-jährige Absolventin des Literaturinstituts Leipzig geschafft, einem Seelenbeben mit seismografischer Gründlichkeit nachzuspüren (vgl. zuletzt die Figurenzeichnungen in "Die Witwe, der Lehrer und das Meer", BA 5/04, und "Die Tochter meines Vaters", BA 10/05). Das Unheil entwickelt sich aus schierer Banalität: Harms besucht eine Tagung in Meran, wo er durch die Verkettung harmloser Begebenheiten (ein fremdes Kind ohne Aufsicht, ein Flirt mit einer Frau, die durch eine biografische Volte um Haaresbreite zu seiner Verwandtschaft zu zählen wäre) fundamental aus der Bahn geworfen wird. Im Zentrum des halb slapstickhaften Schreckens steht der unverarbeitete, frühe Tod von Harms Schwester Ulla, der wie ein böses Wetterleuchten aus der Vergangenheit gegenwärtige Verbindlichkeiten infrage stellt. So wird aus einem Gutmenschen in Rekordzeit ein Mensch, der selbst Hilfe braucht:

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Personen: Krügel, Mareike

Schlagwörter: Belletristische Darstellung Erinnerung Lebenskrise Kongress Meran Psychotherapie