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Rezension

Die Gemächlichkeit ist Stilmittel, mit der de Bruyn (*1926) die Geschichte um Leo erzählt, der den 90. Geburtstag seiner nur wenig älteren Schwester vorbereitet. Im brandenburgischen Dorf leben beide in der ebenso in die Jahre gekommenen Familienvilla, Hedwig als Heimgekehrte nach einem politisch bewegten Leben im Westen. Rückblickend auf die NS- und Nachkriegspolitik, auf Studentenbewegung, DDR-Sozialismus und Wende erleben sie die aktuelle Politik, die "herrschenden Meinungsmacher" mit ihrem Kleinreden und Schönreden von Problemen, politisch korrekten Sprachvorgaben, dem Primat der Ökonomie als Wiederholung unheilvoller Entwicklung. Die Botschaft scheint zu schlicht, zu heikel, doch das nimmt ihr nichts von ihrer Authentizität, die Geschichte gibt dem Unbehagen und Unmut, dem Vertrauensverlust durch den Verlust des Vertrauten, dem aktuellen Riss durch die Gesellschaft eine Stimme. Es sind Feinheiten, die die Entfremdung vom politischen Geschehen begünstigen, sie erzählt vom inneren Widerstand gegen Denkvorgaben, vom seelischem Unbehaustsein im überfordernden Wandel, eingefasst die Flüchtlingsthematik.

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Personen: Bruyn, Günter de

Standort: SL

Schlagwörter: Belletristische Darstellung Bruder Frau Brandenburg Greisenalter Erinnerung Geburtstag Gesellschaft Geschichte 1926-

Interessenkreis: FAMILIE