---

Rezension

Friedrich Bender überzeugt schon als Kleinkind und in der Schulzeit mit Selbstbewusstsein und Aufschneidereien. Mit dem 1. Sprung ins kalte Wasser schwimmt er. Beflügelt von der wilden Zeit nach dem Mauerfall, die Elterngeneration verharrt noch in Schockstarre, tätigt er als Jugendlicher schwindelerregende Geldumtauschgeschäfte, betreibt in einem ausrangierten Bus eine Berliner Kneipe. Mit Charme und Raffinesse überzeugt er als Hilfskraft in der Versicherungsbranche und mogelt sich auf abenteuerliche Weise durch die Studienzeit. Als erfolgreicher Heiratsvermittler für Adlige hat er dann selbst die Westler überholt - ein Verhängnis. Jakob Hein (zuletzt "Wurst und Wahn", ID-A 36/11; "Deutsche und Humor", ID-G 37/13) spickt seine kuriose Münchhausengeschichte so geschickt und überzeugend mit zeitgenössischen Details, dass sie schon wieder wahr sein könnte. In ihrem gesellschaftserhellenden Potenzial vergleichbar mit "Herr Jensen steigt aus" (BA 6/06). Pointiert und anekdotisch, mit naiv-staunendem Blick aus der Sicht Friedrichs erzählt, ist die Lektüre ein großes Lesevergnügen.

---

---

Personen: Hein, Jakob

Standort: SL

Schlagwörter: Belletristische Darstellung Deutschland Lebenslüge Humor/Satire Draufgänger Geschichte 1970-1990