---

Rezension

Venedig, 9 Monate nach Ende des 2. Weltkriegs. Der Ex-GI Adam Miller - der Ich-Erzähler - reist auf Einladung seiner reichen Mutter Grace in die vom Krieg unberührte Lagunenstadt. Millers Aufgabe bei der US-Armee in Frankfurt war es gewesen, flüchtige Nazi-Schergen aufzufinden. Kurz nach der Ankunft lernt er die Jüdin Claudia Grassini kennen, die ein Vernichtungslager nur knapp überlebt hat. Zwischen beiden entspinnt sich eine brüchige Beziehung, die bald belastet wird durch ihre Vorwürfe, der neue Lebensgefährte von Adams Mutter, Dr. Gianni Maglione, sei ein Nazi-Helfer gewesen. Die Suche nach der Wahrheit wird erschwert, da in der wieder pulsierenden Stadt ein jeder seine Vergangenheit für sich behalten will. Mit einer plastischen Sprache beschwört Kanon in seinem 4. Roman (vgl. zuletzt "In den Ruinen von Berlin", BA 5/02, der ab Frühjahr 2006 als Film mit George Clooney anläuft) ein marodes und geheimnisvolles Venedig herauf, dessen dichte Atmosphäre den Leser gefangen nimmt. Weniger ein Thriller als vielmehr ein behutsam sich entwickelnder Krimi mit dramatischen Verwicklungen. Breite Empfehlung.

---

---

Personen: Kanon, Joseph

Standort: SL-THR

Schlagwörter: Geschichte Belletristische Darstellung Amerikaner Soldat

Interessenkreis: THRILLER