Victoria wird mit 17 von ihrer Sommerliebe schwanger. Ihre Mutter weist ihr die Tür. Dass sie bei zwei alten Brüdern unterkommt, ändert nicht nur ihr Leben. (DR) Ein Fünfergespann treibt die Geschichte in wechselnder Weise voran: Victoria, die von einem sorglosen jungen Mann geschwängert wird, die Lehrerin Maggie Jones, der geradlinige Lehrer Tom Guthrie, dessen Frau so schwer depressiv ist, dass sie ihn und ihre beiden kleinen Söhne verlässt, und die McPherons-Brüder, zwei alte Viehzüchter, die ein großes Herz haben. Sie alle bilden das instabile kleine Universum rund um die schwangere Victoria Roubidaux. Nachdem sie ihre Mutter, eine Trinkerin, hinauswirft, findet sie Unterschlupf bei einer mitfühlenden Lehrerin, deren Vater aber dement und schwierig ist. Tom Guthrie führt nach dem Weggang seiner Frau ein Leben wie ein Witwer, er versorgt seine Söhne, die jeden Tag frühmorgens in der Stadt mit ihren Rädern die Zeitung austragen, und er ist stark genug, einen widerspenstigen Schüler gerecht zu beurteilen. Die Menschen, die in Haruf Kents Roman "Lied der Weite" am meisten aufblühen, sind die McPherons: Seit Jahrzehnten hatten sie keine Frau mehr im Haus und dennoch nehmen sie sich auf karg-fürsorgliche Weise des schwangeren Mädchens an und lieben sie bald wie eine eigene Tochter. Das Leben in Holt, einer fiktiven amerikanischen Kleinstadt in Colorado, ist nicht spektakulär, aber jede Person hat Geschichte, Charakter und die meisten besitzen ein gutes Herz. Der Roman schildert die Entwicklung von Figuren, mit denen man vielleicht einen Abend verbringen möchte. Menschlich, bewegend, geradlinig, so schreibt der Autor und wir wollen das Buch kaum mehr aus der Hand legen, denn wir fühlen uns dort wohl. Eine unbedingte Empfehlung!
Altersempfehlung: ab 18 Jahren.
Personen: Haruf, Kent
Haruf
Haruf, Kent:
Lied der Weite : Roman / Kent Haruf. Aus dem Amerikan. von Rudolf Hermstein. - Zürich : Diogenes-Verl., 2018. - 376 S.
ISBN 978-3-257-07017-0 fest geb. : ca. € 24,70
Schöne Literatur - Buch