Moeyaert, Bart
Medium der interaktiven Leseförderung Antolin Hinter der Milchstraße
Buch

„Mein Bruder benutzte in jedem zweiten Satz das Wort Scheißzeug. Er konnte es nicht lassen. Mit den Füßen trat er nach Geesjes Fuß.“ So beginnt der belgische Autor sein jüngstes Kinderbuch – und schon sitzen wir mit den drei Kindern auf der Mauer eines Flachdachs über der Milchstraße. Mit Oskar, dem Erzähler, seinem etwas älteren Bruder Bossie und Geesje, der gemeinsamen Freundin. Sofort sind wir uns der großen Spannung zwischen ihnen und in ihrer Welt bewusst und ahnen, dass nicht nur die brütende Sommerhitze daran schuld ist. Aber es dauert, bis wir erfahren, was in diesem kleinen Universum so durcheinandergeraten ist: eine Mutter ist weggegangen, ein Vater spricht nicht viel, eine Tante hat Krebs, ein unbekanntes Mädchen taucht auf. Veränderungen stehen an, Angst ist in jenem Spiel, das ausgelöst wird von einer alten Frau, die an diesem Tag nicht wie sonst täglich um sechs mit ihrem Hund die Milchstraße entlanggeht. Kann es sein, dass sie tot ist? Oder ihr Hund? Zwei Tage stehen wir knapp dran an den dreien, aber immer noch daneben – und staunen. Die Luft ist dick, die Atmosphäre dicht, die Bewegungen der Kinder und die der Handlung langsam. „Die Stille nahm viel Platz ein und viel Zeit.“ Klar ist: die Explosionen sind unausweichlich, sie kommen trotzdem wie aus dem Nichts: eine Faust im Auge, ein Mageninhalt auf dem Boden. Mit „Hinter der Milchstraße“ zeigt sich Moeyaert ein weiteres Mal als ein großer Erzähler von Kindheit. Er braucht wenig, um bis ins Innerste dieser Lebensphase vorzustoßen, die so sehr von Abhängigkeiten und Veränderungen geprägt ist, von Sehnsüchten und Ahnungen, und einer großen Fähigkeit, dem Unaussprechlichen mit Spielen und Imaginieren zu begegnen. Moeyaerts Sprache ist einfach und dicht, er findet Bilder, die flirren und ruhig pulsieren zugleich und – ja, so schön sind, dass man weinen könnte. Wie immer hat Mirjam Pressler Moeyaerts Prosa souverän übersetzt. Am Ende scheint sich die Spannung zu lösen: das Mädchen ist nicht mehr fremd, die Tante ist begraben, die Mutter hat ihr Heimkommen angekündigt und der Vater hat zugehört: „Papa hob die Arme, um mir die Wahl zwischen Bleiben oder Weggehen zu lassen. Ich blieb. Ich trat einen Schritt vor und bohrte meine Nase in seinen Bauch, wo es sehr weich war. Er legte die Hand auf meinen Kopf und streichelte meine Gedanken.“

Altersempfehlung: ab 12 Jahren.


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Personen: Pressler, Mirjam Moeyaert, Bart

Schlagwörter: Familie Antolin Klasse-6 Kinder- Jugendbuch

Moeya

Moeyaert, Bart:
Hinter der Milchstraße / Bart Moeyaert. Aus dem Niederländ. von Mirjam Pressler. - München : Hanser, 2013. - 150 S.
ISBN 978-3-446-24305-7 fest geb. : EUR 14,90

Zugangsnummer: 2009/0845 - Barcode: 2-0052804-5-00002845-5
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