Auf einer Reise in die Kindheit werden kauzige Gestalten und tragikomische Geschichten des Stettls Bobelach lebendig. (DR) Einziges Mittel, den Klauen der Schwermut zu entrinnen, ist für den Enkel des Schneiders Jossif eine Traumreise in das Stettl Bobelach, in dem er aufgewachsen ist. Von Stunde zu Stunde, von Seite zu Seite wird das Geschichtengemälde farbenfroher und lebendiger: Skurrile Gestalten sind mit unverwechselbaren Stammbäumen und Familiengeschichten verknüpft: Da trifft der Ich-Erzähler auf Tante Rosa, die das Geheimnis kennt, wie im Oktober die Blätter von den Bäumen fallen, da gibt es die herzensgute Familie Rojberowitsch, in deren Ahnengalerie sich ein lammfrommer Räuber mit einer streitlustigen, dorfweit gefürchteten Frau verbunden hat, und den Angler, der weiß, dass der Ursprung der Goldfische in Bobelach liegt. Und vor und über allem steht die Begegnung mit dem "Benzele", einem sprechenden, hahnenartigen Geschöpf, das Freude verbreitet, und Schmulik, dem "jiddischen Glück", der dafür sorgt, dass sich Glück und Unglück die Waage halten. Außer einem sehr kreativen Umgang mit der Rechtschreibung zeichnet ihn eine Vorliebe für Streiche aus, aber auch eine unermessliche Geduld und eine unendlich einfühlsame Fähigkeit zu trösten. Die ansprechend erzählten Geschichten sind ein schwermütiger Blick in eine versunkene Welt. Sie legen sorgfältig und liebevoll Wurzeln frei, die Lachen und Weinen verbinden, Vergangenes und Zukünftiges. Unterstrichen wird dieses Miteinander verschiedenster konträrer Stimmungen durch pastellfarbene Illustrationen, die in ihrem märchenhaften Surrealismus entfernt an Werke Marc Chagalls erinnern. Eine sehr empfehlenswerte Reise in die versunkene Welt des europäischen Ostjudentums, seinen kongenialen Sinn für heitere Melancholie, seine Menschlichkeit, sein Gottvertrauen, seinen kraftvollen Bilderreichtum und seine Lebensweisheit.

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Personen: Kostinskij, Alexander

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