Es erfordert viel Mut, den Erwartungen anderer nicht immer zu entsprechen, sondern einen eigenen Weg zu gehen - eine einprägsame, wichtige Botschaft, die sich wunderbar in eine Geschichte verpacken lässt. Vier Tiere übernehmen mit den ihnen klar zugeschriebenen Eigenschaften und Verhaltensweisen die Hauptrollen und lassen den Leser zum Beobachter einer einfallsreichen, humorvollen und - verstärkt durch die naturnahen Illustrationen, die uns Großaufnahmen besonders wichtiger Momente liefern - auch spannenden Mutprobe werden. #Eine Maus, eine Schnecke, ein Frosch und ein Spatz treffen einander und überlegen, was sie tun könnten. Man beschließt in vielen direkten Reden einen Wettkampf zu veranstalten, wer denn am mutigsten sei. Diese Idee, die ursprünglich vom Frosch kommt, wird begeistert aufgenommen, man klatscht in die Pfoten, Flügel und Fühler und schon geht es los. In sich immer wieder auf ähnliche Art und Weise wiederholenden Dialogen stellt nun jedes Tier seine Mutprobe vor, muss sie vor einem anderen, dem gerade diese Aufgabe gar keinen Mut zu erfordern scheint, verteidigen, denn den Frosch kann etwa das Tauchvorhaben der Maus kaum beeindrucken, und führt sie dann auf der nächsten großformatigen Doppelseite auch gleich aus. Die Maus also taucht, der Frosch würgt eine Seerose mit Stumpf und Stil hinunter, die Schnecke schleimt hin und schleimt her, sie räuspert sich und verkündet dann, dass sie für kurze Zeit ihr Haus verlassen wird. Und der Spatz? Immerhin weiß doch jeder: Spatzen sind frech und mutig. Der letzte im Bunde aber trippelt hin und her. Und her und hin und dann sagt er ganz einfach: Ich mach nicht mit. #Da ist das Erstaunen natürlich besonders groß, und es bedarf keinerlei Worte, um das auszudrücken. Drei völlig verblüffte Gesichter glotzen den Leser, der hier den Platz des frechen Spatzen einnimmt, an. Aber dann begreifen sie: Ja, das ist Mut! Eine humorvolle Geschichte mit stimmungsvollen Illustrationen, die Wichtiges vermittelt, ohne belehrend zu sein! Katharina Reiter -Lektorix- Wieder einmal entscheiden hundertstel und tausendstel Sekunden über Sieg und Niederlage und ein Millionenpublikum fiebert am Bildschirm für die nationalen Favoriten mit. Mutig stürzen sich die Helden in Eiskanäle, über Steilhänge und Sprungschanzen. Geben ihr Letztes. Überwinden tief sitzende Ängste. Sind mutig. Mutig? Eine recht zufällig zusammen gewürfelte Viererbande aus Maus, Schnecke, Frosch und Spatz versucht der Langeweile zu entgehen und verfällt auf die Idee, man könnte doch den Mutigsten unter ihnen in einem Wettkampf ermitteln. Jedes der Tiere wählt seine eigene Disziplin und: Auf los geht’s los! Doch kaum ist die Maus – ohne aufzutauchen! – bis ans andere Ufer und zurück geschwommen, stellt sich auch schon die Frage, was denn nun eigentlich mutig sei! Der Frosch schwimmt und taucht schließlich ständig … Anderseits kann er mit seinem todesverachtenden Seerosen-Fressen bei der Schnecke nicht wirklich punkten. Die wiederum, um ihren Mut zu beweisen, ein allerhöchstes Risiko eingeht: Schnecke verlässt ihr Haus, um völlig schutzlos einmal drum herum zu kriechen! Was den Spatz kaum beeindruckt, hat er doch sein Leben damit begonnen, seine Eierschale zu verlassen. Aber wie toppt ein frecher Spatz all diese – subjektiv betrachtet – zweifellos rekordverdächtigen Mutproben? Deutlich ist den Freunden die Spannung ins Gesicht und in die Körperhaltung geschrieben, viel Einfühlungsvermögen zeigt Kathrin Schärer für ihre mutigen Helden und verleiht ihnen mit großzügig angelegten Perspektivewechseln und rasantem Bildschnitt enorme Ausdrucksstärke. Unbestritten: Seinen Mut beweist, wer über den jeweils eigenen Schatten springt. Das verdient Applaus. Wer aber in einer rekordverliebten Welt den Gruppendruck des Immer-höher und Immer-mehr überwindet und wie der Spatz sich dem entzieht und erklärt: „… ich mach nicht mit!“ – der löst völlige Verblüffung aus. Und unter wirklichen Freunden auch Jubel: „Ja, das ist Mut!“

Altersempfehlung: ab 4 Jahren.

---

---

Personen: Schärer, Kathrin Pauli, Lorenz

Schlagwörter: Antolin Klasse-2 Bilderbuch