Im Roman seiner frühen Jahre erzählt Bodo Kirchhoff einmal mehr vom sexuellen Erwachen, zunächst von der ödipalen Prägung des 4-Jährigen auf die Mutter vor dem Hintergrund der verklemmten Doppelmoral der 1950er-Jahre und dem Scheitern der Familie, dann von Verführung und Missbrauch durch einen Musiklehrer im evangelischen Internat Gaienhofen, gefolgt von der Beschreibung des studentischen Milieus der 1970er-Jahre in Frankfurt und der morbiden Faszination des Jugendlichen für ältere Prostituierte, getoppt durch seinen Voyeurismus beim Verwesen seines verstorbenen alten Nachbarn. Mit gewohnter Sprachkunst mischt Kirchhoff Erinnerung und Fiktion und verbindet das künstlerische Werden als Maler und Schriftsteller mit der erotischen Sozialisation. Zur Autobiografie der Kindheit und der jungen Jahre bis zu seinen ersten Veröffentlichungen als 30-jähriger Autor kommt die Begleitung der Biografie seiner Mutter bis zu ihrem Tod auf einer eigenen Erzählebene. Ein berührender Roman, der nichts beschönigt und doch ganz ohne Täter-Opfer-Klischees und Schuldzuschreibungen auskommt.

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Personen: Kirchhoff, Bodo

Schlagwörter: Kirchhoff, Bodo

Interessenkreis: Biografie