Neu Notes on a Summer
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Mitten im August drückt in Madrid nicht nur die Hitze. Auch die Doktorarbeit von Marta (Katia Borlado) sollte längst in trockenen Tüchern sein, schließlich endet ihre Uni-Stelle in einem halben Jahr. Doch die junge Madrileña schiebt die Lösung ihrer Probleme lieber gen Herbst.

Jetzt stehen erst einmal Semesterferien in Martas ehemaligem Heimatort an der Küste an, und damit auch eine mögliche Distanzierung zur festgefahrenen Beziehung mit Leo (Antoino Araque). Wegen seines Vollzeitjobs kann Leo nicht so lange verreisen – zum Abschied bringt er aber auch kaum mehr als klammernde Liebesbekundungen oder hilfloses Schweigen aufs Tableau.

Die Luft ist raus. Dafür ist der Himmel über der Atlantikküste Asturiens verheißungsvoll blau, als Marta in der Provinz ihren Exfreund Pablo (Álvaro Quintana) wieder trifft. Leidenschaftlich lassen die beiden ihre vergangene Beziehung wieder aufleben...

„Probleme werden im September gelöst. Im August gibt es keine Probleme!“ So heißt es einmal während Martas Strandspaziergang mit einer Freundin. Was in Marta, zerrissen zwischen Leidenschaft und Absicherung, vorgeht, das scheint für uns Zuschauer*innen ähnlich ungreifbar wie für die junge Frau selbst.

Wenn man sich den kleinen, aber wunderbar stimmungsvollen Sommerfilm von Regisseur Diego Llorente ansieht, kommen einem unweigerlich die atmosphärischen Liebesdramen von Éric Rohmer in den Sinn. Und doch gelingt es Llorente, in der scheinbar unbeschwerten Augenblicklichkeit etwas sehr Zeitgenössisches unterzubringen. Mit geschickter Beiläufigkeit schleichen sich ökonomische Sorgen als Stimmungsbild eines Spaniens nach der Finanzkrise ein.

Diego Llorente, der selbst in Asturien geboren wurde und einen Abschluss in französischer Philologie hat, kleidet seine Geschichte in sonnendurchflutete Bilder. Die Geschehnisse um seine rastlosen Figuren bleiben fragmentarisch und lassen den Zuschauenden genügend Platz für Interpretationen und den Abgleich mit eigenen erinnerten Erfahrungen.

„Körper tänzeln und berühren sich unter Wasser, Hände tanzen auf der Hochzeit, die Marta und der unerwartet früh kommende Leo besuchen, in der Luft, und der Cidre schmeckt köstlich auf dem belebten Platz in dem Örtchen in der Provinz Asturien. Auch der Sex zwischen Marta und Pablo ist leidenschaftlich und wird auf eine explizit-sensible Weise inszeniert, die an die Serie »Normal People« um ein junges Paar erinnert, das weder mit- noch ohneeinander kann. 

Wie der Titel bereits andeutet, ist Llorentes Film kein auserzähltes Drama, vielmehr wirft er kleine Schlaglichter in zwischenmenschliche Erfahrungsräume. »Notes on a Summer« ist ein Film der Blicke und Gesten, die von Sehnsüchten und Ängsten erzählen, allen voran von Martas Hin- und Hergerissenheit zwischen dem geregelten Leben mit Leo in Madrid und dem so verheißungsvollen, aber in seinem Ausgang unsicher erscheinenden Abenteuer mit Pablo. »Wir werden arm, aber glücklich sein«, lockt der seine Ex.

Einfache Antworten gibt es nicht. Provinzielle Heimat oder Stadt? Akademische Karriere oder ein Leben bei den geliebten Freunden? Leo oder Pablo? Von diesen großen Fragen erzählt dieser sympathische Film. Ganz am Ende, beim Möbelaufbau, formuliert Marta, was nicht nur ihr Problem mit den komplizierten Anleitungen ist: »Ich bin lost!«“ (Jens Balkenborg, auf: www.epd-film.de)


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Schlagwörter: Liebe Drama Filme & Serien

Notes on a Summer
Regie: Diego Llorente; Schauspieler: Carmen Gloria García, Diego Ross, Antonio Araque, Álvaro Quintana, Elena Palomo, Katia Borlado, Rocío Suárez; Drehbuch: Diego Llorente; Sound Design: José Luis Toral; Produktion: Diego Llorente, Rubén G. Revilla; Kamera: Adrián Hernández; Montage: Diego Llorente
Spanien 2023; Ab 16 Jahren; Sprachfassung: Spanisch. Untertitel: Deutsch; 1 Online-Ressource (84 min); Bild: 1:1,66 HD

Zugangsnummer: AD8735AF2CB2
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