Stavaric, Michael
Brenntage Roman
Buch

Atmosphärisch dichte, episodenreiche Parabel über das Erwachsenwerden in einer innerlich wie äußerlich verwüsteten, merkwürdig aus der Zeit gefallenen, bizarren Welt voll verstörender Geheimnisse und Fragen. (DR) Eine nicht näher bezeichnete, zwischen Bergen und Schluchten isoliert gelegene Siedlung im Wald ist der seltsam entrückte, unheimliche, mitunter beklemmende Schauplatz des fünften Romans von Michael Stavaric. In diesem mystisch-mythischen Mikrokosmos verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Surrealität, es herrschen eigenartige Sitten und Gebräuche und die BewohnerInnen kapseln sich zunehmend ab. Geister treiben hier ihr Unwesen, Menschen verschwinden spurlos, umherziehende Soldaten verweisen auf längst geführte Kriege. Weitere Gefahren lauern in den Wäldern und den unterirdischen Gängen der aufgelassenen Minen. In dieser bedrohlichen Umgebung wächst der namenlose Ich-Erzähler nach dem Tod seiner Mutter bei Onkel und Tante auf. Einzige Botschaften aus der Vergangenheit sind Briefe der toten Mutter. Einmal im Jahr finden die titelgebenden "Brenntage" statt. Da überantworten die BewohnerInnen alles, was nicht mehr benötigt wird, dem Feuer. Selbst der Teddybär des Jungen wird Opfer der Flammen. Scheinbar hat der Onkel, eine kuriose Persönlichkeit und Quelle grenzenloser Weisheit, diese Tradition eingeführt. Ist er auch der Urheber der wilden, verstörenden Mythen, die sich im kollektiven Gedächtnis festgesetzt haben? Bereits 2009 wurde Michael Stavaric für Auszüge aus "Brenntage" mit dem Literaturpreis Wartholz sowie dem Hohenemser Literaturpreis ausgezeichnet. In der Begründung der Jury werden vor allem der authentische Tonfall und die Zeitlosigkeit der Erzählweise gelobt. Wie kaum ein Zweiter beherrscht der 39-jährige in Wien lebende Autor die Ökonomie der Sprache. Er erzählt höchst konzentriert, rhythmisch, manchmal nüchtern, manchmal geheimnisvoll-rätselhaft und gewährt subtile Einblicke in die menschliche Seele. Manches in diesem melodiösen "Langgedicht" erscheint fremd, archaisch, grotesk, stets bleibt ein tiefsinniger Humor spürbar. Wiederkehrende Motive nehmen in verschiedenen Zusammenhängen unterschiedliche Bedeutungen an. Verfremdungen lassen die teilweise Idylle immer mehr in eine Art Düsternis abgleiten. Bald wird klar: Dem Boden ist nicht mehr zu trauen. Wer sich auf dieses klangvolle Sprachabenteuer einlässt und dem Autor in diese mehrbödige Kindheitswelt folgt, wird mit einem wort- wie bildgewaltigen Lesevergnügen belohnt. Große Empfehlung für alle Bibliotheken! *bn* Elisabeth Zehetmayer

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Personen: Stavaric, Michael

Stavaric, Michael:
Brenntage : Roman / Michael Stavaric. - München : C. H. Beck, 2011. - 230 S.
ISBN 978-3-406-61265-7 fest geb. : ca. ? 19,50

Zugangsnummer: 2022/1277
Romane, Erzählungen und Novellen - Signatur: DR Stava - Buch