Ein informatives Sachbuch, das in 50 Kurzporträts Einblicke in die Brüsseler EU-Bürokratie vermittelt. (GP) Dieses Buch entstand aus einem einjährigen Experiment, bei dem der Autor meist als "Couchsurfer" beobachtete, wer wie in Brüssels EU-Institutionen arbeitet. So sind fünfzig Kurzporträts entstanden, die kaleidoskopartig ein sehr differenziertes Bild vom Wirken und Leben jener gut bezahlten Beamten, Lobbyisten, Praktikanten, Politiker in Brüssel ergeben. Diese "fünfzig europäischen Expeditionen" - so der Untertitel - führen ins Europaparlament und den EU-Rat, in die Kantinen, Büros, Kneipen, Hotelzimmer, Bordelle, Einkaufszentren und in unterschiedlichste Wohnviertel und sie machen in persönlichen Gesprächen das Alltagsleben von EU-Bürokraten transparent. Eine Art Schlüsselfigur ist der polnische Diplomat Staszek, dessen Einsamkeit und Sehnsucht nach einer Partnerin beispielhaft sind für das "zartherbe" Leben eines Eurokraten. Ein Sachbuch, das viele Informationen zum EU-Betrieb bietet und dessen essayistischer Stil für eine angenehme wie unterhaltsame Lektüre sorgt: eine empfehlenswerte Ergänzung zu den medialen Berichterstattungen aus Brüssel, die auch als ein Korrektiv zum üblichen Europaskeptizismus gelesen werden kann. *bn* Jutta Kleedorfer

Personen: Leidenfrost, Martin