Die Situation im Iran sachlich und mit Tiefgang analysiert. (GE) Zuhören können sowie dazu bereit sein, seine Meinung kraft guter Argumente zu korrigieren, das sind probate Mittel gegen Vorurteile. Aber das kostet Zeit und Mühe. In Sachen Iran scheint eine Befreiung aus dem eigenen Vorurteilsgestrüpp besonders schwierig zu sein bei all dem, was man täglich von den Medien an Bildern vorgesetzt bekommt und an sogenannten Wahrheiten zu erfahren glaubt. Der Politikwissenschaftler Peyman Jafari, ein in Holland im Exil lebender Iraner, befasst sich mit erstaunlichem Tiefgang, großer Reife und beeindruckender Sachlichkeit mit seinem geliebten Heimatland. Er lässt es dabei nicht an Ausflügen in die große Vergangenheit Persiens fehlen. Ohne Emotionen stellt Jafari dar, warum aus seiner Sicht in den letzten hundert Jahren im Iran alles so verquer gelaufen ist, warum die Iraner nach der Befreiung von der Schah-Diktatur immer wieder die falschen Führer gewählt haben und dass seine Landsleute mit ihren heftigen Demonstrationen meistens etwas anderes erreichen wollen, als die westlichen Beobachter zu wissen glauben. Sie sehnen sich nach Freiheit und wollen nicht mehr der Spielball der Weltmächte sein. Sie möchten ihren eigenen Weg gehen, politisch und wirtschaftlich. Und sie wollen, dass sie in Toleranz von innen und von außen ihren Glauben frei ausüben können. Diesen Sachverhalt muss jemand, dem Parolen von der "Achse des Bösen" gefallen, erst einmal verstehen und akzeptieren. Dass es aus der augenblicklich heillos verfahrenen Situation noch einen Ausweg ohne Gewalt geben wird, bleibt zu hoffen. Jafari kennt allerdings keinen Weg. - Ein sehr empfehlenswertes Buch. *bn* Frieder Rabus

Personen: Jafari, Peyman Hüsmert, Waltraud