Faszinierend düsteres Bild der amerikanischen Gesellschaft in 19 großartigen Erzählungen. (DR) Die amerikanische Schriftstellerin Joyce Carol Oates (geboren 1938) kann auf ein beeindruckend umfangreiches literarisches Werk von über 300 Erzählungen und rund 60 Romanen zurückblicken. Die optisch sehr ansprechende Neuerscheinung "Die Lästigen" in der Reihe "Die Andere Bibliothek" des Eichborn Verlages offeriert dem deutschsprachigen Lesepublikum eine brillante Auswahl bisher unübersetzter Erzählungen, die allesamt tiefgründige Einblicke in die amerikanische Lebenswelt gewähren. Oates lässt in ihrem typischen unaufdringlich nüchternen Erzählstil (der von der Übersetzerin Susanne Röckel bestens ins Deutsche transferiert wurde) Menschen zu Wort kommen, die sich in einer außergewöhnlichen Grenzsituation ihres Lebens befinden, Opfer einer Gewalttat wurden oder selbst in die Täterrolle schlüpfen. Ohne politische Wertung führt die versierte Autorin Szenen kaputter Ehen vor, thematisiert den sexuellen Kindesmissbrauch oder entführt die LeserInnen in die erschreckende Gefühlswelt einer Mutter, die aus Liebe zu einem Mann ihre drei kleinen Kinder tötet. Unterhaltsam und unbeschwert sind diese Erzählungen fürwahr nicht. Vielmehr rütteln sie die LeserInnen durch ihre Eindringlichkeit und die permanente Atmosphäre unterschwelliger Bedrohung auf und zeichnen ein düsteres Bild der amerikanischen Gesellschaft. Fazit: Großartige Weltliteratur in beeindruckender sprachlicher Intensität, die einmal mehr beweist, warum Oates immer wieder als mögliche Kandidatin für den Literaturnobelpreis gehandelt wird. *bn* Barbara Tumfart

Personen: Oates, Joyce Carol Jaskulla, Gabriela Röckel, Susanne