Die Nobelpreisträgerin berichtet in Reden und Essays von ihrer Liebe zu Wörtern und von der Bedeutung des Schreibens, erzählt von ihrer Kindheit im Banat und den Verfolgungen durch die Securitate. (PL) Seit 1987 lebt die 1953 im rumänischen Banat geborene Literaturnobelpreisträgerin in Deutschland, dies ist bald die Hälfte ihrer Lebenszeit - noch immer prägt sie der tägliche Kampf um die eigene Identität als emanzipierte Minderheitenangehörige in einer traditionellen Gesellschaft, die jede individuelle Bewegung mit Argwohn sieht, und weit mehr noch der Widerstand gegen die totalitäre Staatsgewalt. In diesem Buch sind 18 Texte - Dankreden für verschiedene Auszeichnungen, auch für den Nobelpreis 2009, Vorträge und Essays - aus den letzten fünfzehn Jahren versammelt. Herta Müller beschreibt darin, wie sie persönliche Wege und Verbindungen zwischen Worten, der Literatur und der Welt gefunden hat, vor allem wie ihr eigene Wortdeutungen und -prägungen persönlichen Halt gaben und geben. "Erlebtes verschwindet mit der Zeit und taucht wieder auf in der Literatur." (S. 84) Die Schlüsselepisoden, die in vielen Texten stets wiederkehren, sind immer auch Worterlebnisse: die Anwerbeversuche des Geheimdiensts, gegrölte Nazilieder der Vätergeneration, der plötzliche Schneefall bei ihrer Ausreise, der sie daran erinnert, wie ihre Mutter 1945 vor der Deportation ihr Versteck aufgeben musste, da der Schnee Fußspuren verriet. Zwei Artikel sind Oskar Pastior gewidmet, dessen Erlebnisse als Zwangsarbeiter sie in den Roman "Atemschaukel" einfließen ließ. Im ersten schreibt sie, wie ihr seine Lyrik Halt gab; im zweiten Essay fragt sie sich, wieso er informeller Mitarbeiter der Securitate wurde. Die Texte des Buches faszinieren durch eine klare und direkte Sprache, durchgängig handeln sie von Worten und Literatur, die wahrscheinlich einzigen einigenden Elemente im Leben einer Zerrissenen. *bn* Wolfgang Moser
Personen: Müller, Herta
Müller, Herta:
Immer derselbe Schnee und immer derselbe Onkel / Herta Müller. - München : Hanser, 2011. - 249 S.
ISBN 978-3-446-23564-9 fest geb. : ca. ? 20,50
Literaturwissenschaft, Literaturgeschichte - Signatur: PL Mülle - Buch