Eine reich illustrierte Neu-Ausgabe von Roths Essay aus dem Jahr 1927 zur Lage des Ostjudentums. (GS) Der in Lemberg geborene und im Pariser Exil verstorbene Joseph Roth ist einem breiteren Publikum eher als Romanautor denn als Journalist bekannt, und dennoch war er in den frühen 1920er Jahren so etwas wie ein "Starjournalist". Dieser Leidenschaft verdankt sich auch der vorliegende Essay, den Roth nach ausgiebigen Reisen und Recherchen mit dem Titel "Juden auf Wanderschaft" im Jahr 1927 veröffentlichte und damit einen Beitrag leisten wollte, die schwierige Situation der im Westen hauptsächlich in Gettos lebenden Ostjuden zu verstehen. Der Autor beschreibt ohne Pathos und mit klarem Blick die sozialen und kulturellen Bedingungen der Menschen, die "das Problem ausmachen, und die Verhältnisse, die es verursachen", wobei er in der Vorrede von 1937 für eine - nicht mehr zustande gekommene - Neuauflage bereits die Tragödie unausweichlich kommen sah. Für die Leserin/den Leser von heute ersteht in dem von Christian Brandstätter vorzüglich neu edierten und mit Schwarzweißfotos reich illustrierten Band das eindrückliche und zugleich melancholische Bild einer untergegangenen Welt mit ihren Menschen und ihrer Kultur. *bn* Karl Krendl

Personen: Roth, Joseph Brandstätter, Christian Drawe, Hermann