Berührender Roman über eine junge Frau, die auf der Flucht vor sich selbst ist. (DR) Vor zehn Jahren hat Anna, eine Frau Anfang dreißig, ihre Heimatstadt Wien verlassen. Seither führt sie ein Nomadenleben, zieht von einem Ort zum nächsten und ist außerstande, sich irgendwo dauerhaft niederzulassen. In Kairo lernt sie die lebenslustige Marijana kennen, die sich, ohne dass Anna es will, in ihrem Leben einnistet. Irgendwann gibt Anna ihre Abwehrhaltung auf: Sie beginnt aufzutauen und erzählt, wovor sie auf der Flucht ist. Da sind die Erinnerungen an ihre Kindheit, an ihren Bruder Franjo, der mit 17 Jahren von einem Tauchurlaub nicht mehr zurückgekehrt ist, und da ist ihre Liebesgeschichte zu dem Maler Paul, dem es mit seinen Zeichnungen gelungen ist, zu Annas Seele vorzudringen. Anna erkennt, dass sie nur weiterleben kann, indem sie zu ihren Wurzeln zurückkehrt und ihre Vergangenheit aufarbeitet. Dieser Roman besticht durch die poetische, ausdrucksstarke Sprache der Autorin, die die Geschichte einer Selbstfindung erzählt, die den Leser/die Leserin berührt und mit jedem Satz mehr in seinen Bann zieht. Ruhig fließt der Erzählstrom, es bedarf keiner spektakulären Höhepunkte, Emotionen stehen im Mittelpunkt. Für LiebhaberInnen niveauvoller Literatur. *bn* Michaela Grames

Personen: Cerha, Ruth