Auswandererschicksale einst und jetzt. (DR) Im Frühling 1828 verkauft eine Luxemburger Bauernfamilie Haus und Hof, packt die wenige bewegliche Habe auf einen Handkarren und macht sich auf den Weg. Verbittert nach den langen Kriegswirren in ihrer Heimat, folgt sie einem Aufruf des brasilianischen Königs. Er verspricht Land und fruchtbaren Boden. Die Reise ins Ungewisse steht unter keinem guten Stern. Der Treck der Auswanderungswilligen wird immer länger, unter großen Strapazen erreichen die erschöpften Menschen endlich die Hafenstadt Bremen. Doch das letzte Schiff ist gerade abgefahren, in Brasilien werden keine Arbeitskräfte mehr gebraucht. Ohne Habe rechtlos geworden, sind sie gezwungen, in ihre Heimat zurückzukehren. Verachtet und von ihren Nachbarn gemieden, gründet die Schicksalsgemeinschaft eine neue Ansiedlung - Neubrasilien. Diese Geschichte verschränkt der Autor mit einer zweiten, in der er von einer modernen Emigrantenfamilie erzählt. Auf der Suche nach einer besseren Zukunft landen Asylsuchende aus dem Kosovo in Luxemburg. Im Flüchtlingslager ist es zwar beengt, aber nicht unerträglich, ihre Existenz ist nicht bedroht. Sie finden Anschluss bei den Einheimischen, Freundschaften werden geknüpft. Trotz gelungener Integration bleibt der Abschiebungsbescheid nicht aus, das Glück in der Fremde findet auch diese Familie nicht. Guy Helmingers Roman ist ein literarischer Beitrag zur aktuellen Migrationsdiskussion. Profund recherchiert und packend erzählt ist die Irrfahrt der historischen Familie, daneben erscheinen die Probleme der Kosovoflüchtlinge eher banal und lächerlich, ihre verzweifelte Situation ist nicht immer nachvollziehbar. Die Vielzahl der unterschiedlichen Personengruppen und die wechselnden Zeitebenen zerfransen die Handlung und stören den Lesegenuss ein wenig. Trotzdem gelingt es dem Autor, die Zeitlosigkeit des Themas zu vermitteln - " Heimat, was soll das schon sein. Ein Ort, an dem der Zufall einen auf die Welt stieß. Eine Beliebigkeit." *bn* Claudia Stockmaier

Personen: Helminger, Guy