Plädoyer für eine undogmatische Spiritualität. (PR) Der moderne Wissenschaftsbetrieb klammert Spiritualität beharrlich aus. Harald Walach, Professor an einer deutschen Universität, wagt es nun, dieses mächtige Tabu zu brechen. Er plädiert dafür, Spiritualität als erfahrbare Wirklichkeit anzuerkennen. Um seine Überzeugung zu beweisen, hat er ein erstaunlich gut recherchiertes, seriöses Buch verfasst, das im Gegensatz zur Flut esoterischer Publikationen einer wissenschaftlichen Argumentationsmethode verpflichtet ist. Der Autor lenkt seinen Blick auf die Anfänge der Aufklärung: Historisch bekannte Wegbereiter der neuen, kritischen Strömung, die sich gegen den Feudalismus und üppig wuchernde kirchliche Mythenbildungen wandte, forderten nicht nur eine Wissenschaft, die unsere Erkenntnis der äußeren Welt vertiefen sollte, sondern auch eine Wissenschaft des "inneren Menschen", d.h. mystische Erfahrungszustände sollten ebenso erfasst und ernst genommen werden. Während der mystische Ansatz der frühen Aufklärer schnell verblasste, entwickelte sich die Wissenschaft, gewollt oder ungewollt, teilweise zu einer neuen Religion, der heute ebenso bedingungslos geglaubt wird wie in früheren Jahrhunderten der Religion. Walach geht noch weiter: Er vertritt die These, dass ohne eine undogmatische, d.h. liberale, tolerante Spiritualität die Aufklärung und ihre Werte mittelfristig von fundamentalistischen Bewegungen außer Kraft gesetzt werden könnten. Um seine Perspektive einer freien Spiritualität abzugrenzen, verfasst er auch Ausführungen zu den Gefahren, die mit spirituellen Wegen verbunden sein können: Von der Instrumentalisierung religiöser Sehnsüchte durch den Nationalsozialismus bis zu einer narzisstischen Esoterik, die dem Egokult frönt. Alles in allem ein anspruchsvolles Buch, das Denkprozesse und lebhafte Diskussionen auslösen sollte, zeigt es doch die Möglichkeit einer spirituellen Alternative zur allgegenwärtigen Orientierungslosigkeit. *bn* Roman Schweidlenka

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Personen: Walach, Harald

Interessenkreis: *P Religion