Der junge Held in Meyerhoffs zweitem Roman wächst zwischen Hunderten von Verrückten als jüngster Sohn des Direktors einer Kinder- und Jugendpsychiatrie auf - und mag es sogar sehr. Mit zwei Brüdern und einer Mutter, die den Alltag stemmt - und einem Vater, der in der Theorie glänzt, in der Praxis aber stets versagt. Ein großartiges Buch, das den Leser gekonnt fröhlich stimmt! Meyerhoffs Romandebüt "Amerika" bildete den 1. Teil des auf 6 Teile angelegten Romanzyklus, in dem er sich mit seiner sehr stark autobiografisch eingefärbten Theaterarbeit beschäftigt. Im nunmehr 2. Teil geht der Autor zurück in der Zeit und endet dort, wo der 1. Roman auch endete: beim Tod des Bruders. Ich-Erzähler ist ein Junge, der mit seinen Eltern und älteren Brüdern mitten auf dem Gelände der riesigen pychiatrischen Klinik von Schleswig wohnt, wo sein Vater Direktor ist. Es gelingt Meyerhoff, eine wunderbare und lebensechte, von unterschwelligem Humor und skurrilen Gestalten gespickte Beschreibung der Anstalt und deren Patienten zu komponieren. Dies gilt auch für die vielen anderen Aspekte seines Kinderlebens, wie der Entdeckung eines Toten auf dem Weg zur Schule. Kindliche und gegenwärtige Fantasie und Wirklichkeit vermischen sich. Die unfassbar befreiende Erkenntnis des Autors ist: erfinden heißt erinnern. Ein großartiges Buch, das den Leser gekonnt fröhlich stimmt!
Rezension
Personen: Meyerhoff, Joachim
Meyerhoff, Joachim:
Alle Toten fliegen hoch : Teil 2: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war ; Roman / Joachim Meyerhoff. - 7. Aufl. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2015. - 350 S. - (KiWi; 1383)
ISBN 978-3-462-04681-6 9,99 EUR
R 11 - Signatur: R 11 - Schöne Literatur