Ein großer Musiker zieht Bilanz am Ende seines Lebens. (DR) New York 1910. Der gefeierte Komponist und Dirigent Gustav Mahler bricht zu seiner letzten Überfahrt zurück nach Europa auf, auf der er einer Krankheit erliegen wird. Für den Musiker kommt dies nicht unerwartet, sodass er sich auf dieser Fahrt bewusst vom Leben verabschiedet und es auf dem Sonnendeck, vom Wind ummantelt, Revue passieren lässt. Zweigeteilt war sein Leben: Beruflich brillant und erfolgreich, privat durchzogen von Rückschlägen, begonnen mit dem Tod seiner Tochter Maria sowie dem emotionalen Verlust seiner Ehefrau Alma, deren Liebe bald einem anderen Mann galt. In die Stille und den Rückzug auf dem Schiffsdeck hinein springen die Gedanken Mahlers zurück zu Etappen seines Lebens, bei denen er sich eher an Anekdoten als herausragende Ereignisse erinnert. Auf gerade einmal 126 Seiten porträtiert Seethaler den Künstler Gustav Mahler in einem ruhig dahinfließenden Stil. Das fragmentarische Erinnern erzeugt eine Episodenhaftigkeit, die einer stringenten Handlung entgegenwirkt. Etwas unentschlossen schwankt der Autor zwischen Biografie und Roman und bedient dabei keines von beiden vollumfänglich, was bedauerlich ist, denn Potenzial hätte es gegeben. Der Schwung, den das Buch zum Ende hin aufnimmt, hätte ihm von Beginn an gutgetan.
Personen: Seethaler, Robert
Leseror. Aufstellung: Schöne Literatur
SEE
Seethaler, Robert:
Der letzte Satz : Roman / Robert Seethaler. - 1. Aufl. - Berlin : Hanser Berlin, 2020. - 125 S.
ISBN 978-3-446-26788-6 fest geb. : EUR 19,00
Schöne Literatur - Buch