Herrschen will gelernt sein. - Parabelhaftes Märchen über die Spielarten der Macht, das äußerst nachdenklich stimmt. (ab 5) (JD) ""Zeit für einen König"", meint eines Tages die Krone und verlässt das Museum, das einst ein Schloss war. Flugs begibt sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Kandidaten. Doch egal ob Mensch oder Tier, Mann oder Frau, Alt oder Jung, Arm oder Reich - sobald die Krone auf einem Kopf landet, sind alle denkbaren Spielarten des Machtmissbrauchs - von Gier, Gewalt, Aggression über Zensur, Rassismus, Intoleranz, Militarismus bis hin zu üblen Diktaturgelüsten - die Folge. Nirgendwo vermag die Krone einen würdigen Träger zu finden. Das Ende ist nicht happy, aber realistisch: Wohl darauf bedacht, auf ihrem Heimweg ja niemandem zu nahe zu kommen, kehrt die Krone nachdenklich auf ihr weich gepolstertes Museumspodest zurück. Hier kann sie jedermann und jederfrau betrachten und in Gedanken selbst kurz König spielen - ohne Schaden anzurichten! Ist ein positiver Umgang mit Macht überhaupt möglich? Was ist der Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur? Welche Ausformungen von Macht gibt es? Derartige brisante Fragen wirft die von Heinz Janisch im Märchenhaften angesiedelte, aber mit einer überaus politischen Note behaftete Bilderbuchgeschichte auf. Positive Facetten der Macht werden bewusst ausgelassen, keinerlei billige Konfliktlösungsstrategien angeboten. Dank der behutsamen Erzählweise des Autors kommt die Poesie auch in diesem schmerzhaft realen Märchenszenario nicht zu kurz, auf den moralischen Zeigefinger wird dankenswerterweise gänzlich verzichtet. Der Betrachter ist aufgefordert, eigenständig über alternative Verhaltensweisen nachzudenken und mögliche Lösungswege zu finden. Dieses für ein Bilderbuch ungewöhnliche, ernste Thema wurde von Helga Bansch phantasievoll, technisch raffiniert und mit vielen witzigen wie originellen Details ins Bild gesetzt. Überraschende Perspektiven, interessante Farbstrukturen in vorwiegend erdigen Tönen sowie die ausdrucksstarke Mimik ihrer Figuren laden zum mehrmaligen, langsamen Betrachten ein. Vor- und Nachsatzblatt sind gleichzeitig eine einfache Bastelanleitung für eine Krone. Für die jüngeren LeserInnen ist als zweites spielerisches Element auf jeder Seite ein Fisch mit Wanderrucksack und schwarzweißgestreiftem Sträflingsanzug versteckt, der auf seinem roten Fahrrad als roter Faden durch die Geschichte flitzt. Dieses anspruchsvolle, intelligent gemachte Bilderbuch bietet Bibliotheken jeder Größe vielerlei Einsatzmöglichkeiten. Das vielschichtige Thema sorgt bei Groß und Klein garantiert für anregende Gespräche - keine beruhigende Einschlaflektüre, aber uneingeschränkt empfehlenswert! *bn* Elisabeth Zehetmayer

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Personen: Janisch, Heinz Bansch, Helga

Standort: St. Johann

Schlagwörter: Gewalt Machtmissbrauch