Eine schwedisch-muslimische Familie zwischen Tradition und Freiheit. (DR) Die Geschichte wird teils aus der Perspektive der 15-jährigen Leila, teils aus der Sicht ihrer größeren Schwester Samira geschildert. Die beiden wachsen in einer schwedisch-muslimischen Familie auf: Die Mutter ist Schwedin. Sie ist vor Jahren konvertiert, um ihren Traummann, einen muslimischen Migranten, heiraten zu können. Doch so locker der Familienvater die Sache mit der Religion nimmt (immerhin lebte der Prophet im siebten Jahrhundert in Arabien und seither habe sich ja wohl das eine oder andere geändert), so fanatisch folgt die Mutter ihrer ganz persönlichen Koranauslegung. Sie verschleiert ihr Gesicht, verbietet Fernsehen und vernichtet Familienfotos. Vor allem die Kapitel des Buches, in denen Leila am Wort ist, lesen sich wie ein Jugendbuch. Es geht hauptsächlich darum, wie sie ihre Tage verbringt. Leila ist ein typischer wohlstandsverwahrloster Teenager, die fanatische Mutter ist natürlich ein zusätzliches Problem und meist hält Leila es nicht lange zuhause aus, sie verbringt ihre Tage auf der Straße: Schule schwänzen, Parkour-Läufe durch die Stadt, der eine oder andere Ladendiebstahl, zwielichtige Bekannte. Immer wieder gibt es Streit mit der Mutter. Der Vater hat sich wieder einmal selbst aus- und bei einem Freund einquartiert. Die Ereignisse spitzen sich allerdings zu, als Samira auszieht. Sie wendet sich von der Familie ab, lernt junge Männer kennen. Als sie einem seltsamen Unfall zum Opfer fällt und nicht mehr aus dem künstlichen Tiefschlaf erwachen will, beginnt Leila, an der Unschuld ihrer Mutter zu zweifeln. Ist Samira wirklich nur gestürzt? Oder ist sie freiwillig gesprungen wie die "Asphaltengel"? Leila glaubt nicht daran, dass ihre große Schwester diesen letzten Ausweg gesucht haben soll. Ein sehr interessantes, flott zu lesendes und berührendes Buch, das das Thema Islam einmal aus einer völlig ungewohnten Perspektive zeigt. Für alle Bestände zu empfehlen.

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Personen: Kuhn, Wibke Holmström, Johanna