Impressionen vom rasenden Stillstand im Nirgendwo. (DL) Neunzig Jahre nach Erich Kästners Eisenbahngleichnis gibt es "keine Guten und keine Bösen" mehr, sondern nur mehr "Verlorene", ohne Herkunft, ohne Ziel. Sogar ihre eigenen Namen haben sie vergessen. 90 Jahre "danach" gibt es auch keine Schaffner mehr im Zug, sondern nur unnahbare Stimmen von "Göttern", die transzendent über Lautsprecher ihre Anweisungen übermitteln. "Danach" ist die jüngste Publikation einer Lyrik-Reihe der Salzburger Edition Tandem, die sich zum Ziel gesetzt hat, lyrische und bildnerische Perspektiven zu Visionen zu vereinen. Im vorliegenden Band steuerte der Salzburger Schriftsteller Walter Müller prosaisch-lyrische Impressionen zu Bildern der ebenfalls aus Salzburg stammenden Künstlerin Edith Maria Engelhard bei. Dabei hat Engelhard ihre Bilder ganz im Geist der Zeit unterwegs auf einem Smartphone-Display gewischt. Auch Müller war unterwegs: Er hat seine Text-Assoziationen zu Engelhards in Schwarzweiß gehaltenen Bildern auf einer Zugfahrt notiert, wobei er seine langjährige Tätigkeit als Trauerredner nicht verhehlen kann. Sowohl die Bilder als auch der Text wirken ruhelos, womit "Danach" zu einer Parabel über den gegenwärtigen "rasenden Stillstand" und die Orientierungslosigkeit geraten ist. "Danach" konfrontiert uns aber auch mit brisanten Fragen: Wenn Menschen unterwegs sind und nicht mehr wissen warum und wohin, was bedeutet dann "Unterwegssein"? Wie werden die zunehmend sprach- und erinnerungslos dahindämmernden Menschen künftig Geschichten erzählen?

---

Serie / Reihe: L

Personen: Müller, Walter Engelhard, Edith Maria