Biologische Themen gibt es viele. Als sich die zwölfjährige Eva aber im Rahmen einer Projektarbeit für eines davon entscheiden muss, wählt sie ausgerechnet ein Thema, das denkbar weit von ihr entfernt ist: biologische Väter. Ihrer nämlich ist seit jeher nicht zu fassen. Mit diesem Vorhaben stößt Eva nur auf mäßige Begeisterung - bei ihrer Lehrerin, ihrer Mitschülerin, vor allem aber bei ihrer Mutter, einer berühmten Sängerin, die sich ihrer schönen Stimme zum Trotz in Schweigen hüllt. Bekannt ist nur, dass Evas Vater aus Südamerika stammt und noch vor der Geburt seiner Tochter in sein Heimatland Suriname zurückgekehrt ist. Evas Recherche fördert Neues zutage, und sie weiß: Sie muss nach Suriname. Die Reise dorthin, für eine Zwölfjährige eigentlich utopisch, gelingt ihr mit Hilfe einer Fernsehsendung, in der verschollene Verwandte gesucht werden. Und so landet Eva an der südamerikanischen Nordostküste und in einem Abenteuer, in dem die Begegnung mit einer Schlange, ein wildgewordener Fluss und ein schweigender elfter Zeh längst nicht die größten Herausforderungen sind. Simon van der Geests jüngster Roman ist eine überaus reizvolle Mischung aus Abenteuer- und Freundschaftsgeschichte, ein Buch, das von lebenslanger Sehnsucht, löchrigen Herzen und einer großen Suche erzählt, ein Buch über Mut und über die Realität, die mit Träumen manchmal nicht mithalten kann (und umgekehrt) - und ein Buch darüber, dass man am Ende einer Suche manchmal etwas ganz Anderes, nicht minder Kostbares findet. Für seine Geschichte wählt der Autor (ebenso wie die Übersetzerin Andrea Kluitmann) eine lakonische Sprache, die von zarten, poetischen Reflexionen durchzogen ist und durch den Einsatz unterschiedlicher Textsorten (E-Mails, Auszüge aus der Projektarbeit etc.) eine besondere Dynamik erlangt. Simon van der Geests Roman ist spannend, humorvoll und tiefgründig, und er ist nicht zuletzt eine Hommage an die Kinder verschluckter Väter.

---

Personen: van der Geest, Simon Rogaar, Karst-Janneke Kluitmann, Andrea