Kinderlose Familienrichterin zwischen Eheproblemen und diffizilen juristischen Entscheidungen. (DR) Fiona Maye, 59, kompetente und angesehene Familienrichterin am Londoner High Court, erfahren in kniffligen Sorgerechts- und Kindswohlentscheidungen, wird zu Beginn mit dem Wunsch ihres Mannes, mit dem sie seit 30 Jahren verheiratet ist, konfrontiert, sie möge ihm eine leidenschaftliche außereheliche Beziehung gestatten. Denn irgendwie war in ihrer Ehe die Sexualität etwas eingeschlafen und das vermisse er im Gegensatz zu ihr. Fiona, der klar ist, dass der Befund stimmt, ist aber zutiefst gekränkt, konzentriert sich auf ihre Fälle und weiß nicht recht mit dem Verhalten ihres Mannes umzugehen. Kurzerhand lässt sie die Schlösser auswechseln. Am High Court hat sie mit einer Reihe von Fällen zu tun, in denen aus religiösen Gründen Entscheidungen anstehen: Es geht um das Sorgerecht für die Kinder eines jüdischen Paares, bei dem die Frau aus der traditionellen Rolle ausgebrochen ist. Ein muslimischer Vater entzieht seine Tochter dem Zugriff von Mutter und Gesetz durch Flucht nach Marokko. Katholiken wehren sich gegen die Operation von siamesischen Zwillingen, bei der nur ein Kind überleben kann. Und schließlich gibt es noch den Fall eines fast 18-jährigen Zeugen Jehovas, der durch eine Bluttransfusion gerettet werden kann, was aber sein Glaube verbietet. In letzterem Fall verlässt sich Fiona nicht nur auf juristische Spitzfindigkeiten, sondern besucht den jungen Mann im Krankenhaus. Damit setzt sie eine Geschichte in Gang, die sie nicht erwartet hat und auch nicht steuern kann. Aber da ist ja auch noch die komplizierte Privatgeschichte, die nicht gelöst ist. Wer an heiklen juristischen Fällen und solchen des zwischenmenschlichen Zusammenlebens interessiert ist, für den ist das Buch genau richtig. Und wer überdies noch Vergnügen an stilistisch meisterhaft erzählter Prosa hat, dem ist das Buch dringend anzuraten.

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Personen: Schmitz, Werner McEwan, Ian