Das Schlimmste an diesem Buch soll gleich zu Anfang angesprochen werden: Das Cover des Buches ist derart quietsch-rosa gestaltet, dass es stilistisch bereits jenseits von Kitsch angesiedelt ist. Ob sich dadurch die Zielgruppe junger Mädchen tatsächlich angesprochen fühlt, konnte nicht schlüssig ermittelt werden. Meine eigenen Töchter waren jedenfalls nicht begeistert vom Titelbild. Danach gewinnt das Buch allerdings deutlich. Zwar taucht tatsächlich eine Wunschfee auf und lässt das Buch zu einem Märchen werden. Aber wenn man sich auf dieses Fantasy-Element erst einmal eingelassen hat, wird es eine durchaus realistische Geschichte. Denn die beiden Heldinnen des Buches haben durchaus so ihre kleinen und großen Sorgen: Philippas beste Freundin ist umgezogen, so dass sie niemanden mehr hat, mit dem sie über alles reden kann. In der Schule duldet man sie mehr als dass man sie schätzt und für einen Teenager ist es ausgesprochen peinlich, wenn man in einem alten, leicht vergammelten Campingbus zur Schule gebracht wird. Dass der eigene Vater immer mal wieder im Schlafanzug dieses Fahrzeug lenkt, weil er es wieder einmal nicht geschafft hat, sich rechtzeitig anzuziehen, setzt der Peinlichkeit dann nur noch das Sahnehäubchen auf. Aber auch für eine Wunschfee ist das Leben keineswegs einfach. Nicht nur dass man es mit Menschen zu tun hat, die sich rücksichtslos gegenüber Elfen und Feen verhalten, man wird dann auch noch als Gänseblümchen gepflückt, in eine Vase gesteckt und hat nur wenige Tage zu leben. Und dann muss man auch noch einem Menschen helfen - die schlimmste Strafe von allen! Diese beiden ungleichen Heldinnen des Buches von Liz Kessler müssen sich nicht nur aneinander gewöhnen, weil das Schicksal sie zusammen geführt hat. Sie müssen auch voneinander lernen: Selbstbewusstsein, Toleranz und alle anderen für Menschen und Feen wichtigen Eigenschaften. Wie sie das schaffen und welche Probleme sie dabei zu bewältigen haben, erzählt Liz Kessler in so mitreißender Manier, dass Leser allen Alters in den Bann gezogen werden - und man sogar den Einband des Buches vergisst, während man diesen ungewöhnlichen Entwicklungsroman verschlingt.
Personen: Kessler, Liz Schöffmann-Davidov, Eva Riekert, Eva
Kessler, Liz:
Philippa und die Wunschfee / Liz Kessler. Aus dem Engl. von Eva Riekert. Mit Vignetten von Eva Schöffmann-Davidov. - Frankfurt am Main : Fischer, 2008. - 269 S. : Ill.
ISBN 978-3-596-85306-9 fest geb. : ca. Eur 13,30
Erzählungen und Romane - Signatur: JE KES - Kinder- und Jugendbücher