Ein Roman über die miteinander verwobenen Lebenslinien dreier Frauen. (DR) Dieser postfeministische Frauenroman geht grundlegend und beispielhaft der Frage nach, wie schwierig es für jeden Menschen ist, sich ohne Kenntnis der familiären Vergangenheit eine persönliche Zukunft vorzustellen und selbstbestimmt zu gestalten. Die Geschichte beginnt mit dem Erzählstrang aus dem Jahr 1979, als die 20-jährige Elise in einem Londoner Park zufällig der erfolgreichen Schriftstellerin Constance Holden begegnet und spontan deren Geliebte wird. Anschließend folgt der zweite Erzählstrang aus dem Jahr 2017, der den mysteriösen Lebenslauf der plötzlich verschwundenen Elise beleuchtet, die ihre Tochter Rose gleich nach der Geburt verlassen und dem Vater überantwortet hat. Dieser übergibt Jahre später der erwachsenen Rose zwei Bücher von Constance Holden aus dem Besitz der Mutter. Daraufhin begibt sich die mittlerweile 35-jährige Rose auf die Suche nach ihrer Identität. Es gelingt ihr, sich als Assistentin bei der nun über 70-jährigen Schriftstellerin Constance zu bewerben und gerät bald in deren faszinierenden Bann. Doch Rose gelingt es schließlich, sich der eigenen Realität zu stellen und "unter ihrem vielfach beschissenen Selbst ihr bestes Ich" zu finden. Die abwechselnde Verschlungenheit der einzelnen Erzählstränge, die stellenweise sprachlich nicht stimmige Übersetzungsarbeit, aber auch die langatmig ausgebreiteten einzelnen Episoden, die stellvertretend für drei Frauengenerationen über vier Jahrzehnte stehen, ergeben eine ambivalent zu beurteilende Lektüre: unterhaltsam als voyeuristisches Lesefutter, eine für den Mainstream typische angloamerikanische Frauenliteratur oder entspannende Lifestyle-Unterhaltung.
Personen: Burton, Jessie
sl Burt
Burton, Jessie:
¬Die¬ Geheimnisse meiner Mutter : Roman. - Frankfurt a. M. : Insel, 2020. - 581 S.
ISBN 978-3-458-17842-2 fest geb. Festeinband : EUR 22,0
Schöne Literatur - Buch