"Schon das elektrische Licht zerstörte sehr viel vom Erlebnis des Christbaums. Vorher war Weihnachten Licht trotz Dunkelheit. Jetzt war eine einzige Glühbirne heller als zwanzig Kerzen und brannte jeden Abend ..." Alltägliche Beobachtungen wie diese hat Theresia Oblasser schon vor Jahren in einfachen Schulheften aufgeschrieben. Als ältestes von acht Geschwistern und einziges Mädchen auf einem Bergbauernhof im Salzburger Pinzgau aufgewachsen, hat die Autorin so manches zu erzählen. Scheinbar unbegrenzt holt sie durch das "Tor der Erinnerung" Eindrücke und Erlebnisse aus ihrer Kinder- und Jugendzeit ins Bewusstsein, die - aus sozial- und mentalitätsgeschichtlicher Sicht gelesen - das Bild der ländlich-kleinbäuerlichen Lebenswelt der 1940er und 1950er Jahre enorm bereichern können. Die kindliche Gedankenwelt, an der Theresia Oblasser ihre Leserinnen und Leser Anteil nehmen lässt, reicht an vielen Ecken und Enden über die sichtbare äußere Wirklichkeit hinaus. Oft übersteigt sie die Vorstellungen der Erwachsenen: Während ältere Frauen ihr wohlmeinend zureden, bald eine "tüchtige Dirn" zu werden, spekuliert Theresia darüber, ob sie in Wahrheit nicht vielleicht ein von Zigeunern entführtes Kind und nur rein zufällig auf dem Bauernhof ihrer Eltern gelandet sei. Die Habergeiß, eine von vielen Schreckgestalten, welche die ländliche Kinderwelt von einst bevölkerten, erlebt sie als heimliche Verbündete. Und auch die religiösen Motive auf den Bildern der Bauernstuben bekommen unter Theresias einfühlsamem und kritischem Blick ein Eigenleben. Der weitere Lebensweg der Autorin - als Bäuerin auf einem Nachbarhof - bürgt dafür, dass neben aller "Romantik" einer Kindheit auf dem Berg die Realität des alltäglichen Lebens und Arbeitens unter schwierigen Bedingungen nicht aus dem Blick gerät. Schließlich beleuchten die Erzählungen aus Theresia Oblassers Kindheit und Jugend genau jene Zeit, in der die "Segnungen" des wirtschaftlichen und technischen Fortschritts auch in die entlegensten Gegenden Österreichs Einzug halten und die traditionelle Selbstversorgerlandwirtschaft allmählich verdrängen.
Serie / Reihe: Damit es nicht verloren geht...
Personen: Oblasser, Theresia Gorizhan Annelies Müller Günter
Standort: hst
Oblasser, Theresia:
"Das Köpfchen voll Licht und Farben..." : Eine Bergbauernkindheit / Theresia Oblasser, mit einem Vorwort von Christa Hämmerle. - Köln : Böhlau, 2006. - 154 S. - (Damit es nicht verloren geht...; Band 58)
ISBN 978-3-205-77464-8 fest geb.: EUR 19,90
Briefe, Tagebücher - Signatur: BB Obla - Buch: Sachbuch