Milena Jesenská à den Namen kennt man doch ... woher nur? Genau, da sind doch Kafkas äBriefe an Milenaô. Dass diese außergewöhnliche Frau jedoch weit mehr war als eine kurzzeitige Brieffreundin des berühmten Literaten, zeigt Alois Prinzæ Biografie eindrücklich. In mehreren radikalen Wendungen wird aus der Medizinstudentin aus gutem Prager Haus eine Journalistin, die sich in ihren hellsichtigen, kritischen Texten eindeutig auf die Seite der Benachteiligten am Rande der Gesellschaft stellt. Gegen den Willen des Vaters heiratet sie und geht nach Wien. Die Ehe scheitert, zurück in Prag findet sie kurzfristig eine Heimat in der kommunistischen Partei. Mit Tochter Jana geht ihr Kinderwunsch in Erfüllung; viel Zeit dürfte die engagierte, vielbeschäftigte (und auch schwerkranke) Milena für ihre Familie allerdings nicht gehabt haben: Vielen jüdischen Freunden und Bekannten hilft sie, vor den Nazis zu fliehen - bis sie schließlich selbst von der Gestapo verhaftet wird und 1944 im KZ Ravensbrück stirbt. Behutsam und genau folgt Alois Prinz den wechselvollen Lebensspuren Milenas und zeichnet so das Bild einer vielschichtigen, mutigen, leidenschaftlichen und sensiblen Frau, die auch in schwierigsten Zeiten den Mut findet, sich für andere einzusetzen. Jugendlichen LeserInnen wird hier nichts vorenthalten oder geschönt präsentiert. Sowohl die Schwierigkeiten des Privatlebens als auch die extremen politischen Umstände werden vom Autor direkt und komplex dargestellt, ein gewisses Geschichtswissen wird vorausgesetzt. Im Anhang finden sich Zeittafel, Literatur- und Quellenverzeichnis. Wenn für Jugendliche Milenas Tochter Jana ein Identifikationsangebot ist, so lernen sie aus dieser Biografie, dass von einer heldenhaften und in der Öffentlichkeit engagierten Mutter für die eigene Familie oft schmerzhaft wenig übrigbleibt. Für Jugendliche und Erwachsene bleibt der Erkenntnisgewinn: Franz Kafka? War das nicht der kurzzeitige Brieffreund der engagierten Journalistin und Widerstandsaktivistin Milena Jesenská?

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Personen: Prinz, Alois

Schlagwörter: Nationalsozialismus Widerstand Frau Konzentrationslager Kafka, Franz Antolin 20. Jahrhundert Klasse-9