Der Sturz des Schahs von Persien wurde 1979 von den westlichen Intellektuellen verständlicherweise durchweg begrüßt, wenn nicht gar bejubelt. Auch, wie er gesteht, von Bruno Schirra. Doch damit, dass auf die Herrschaft der Parvenüs des Hauses Pahlevi ein noch viel schlimmeres System folgen würde, rechnete damals kaum jemand. Auch nicht diejenigen Iraner, denen -- obwohl sie froh waren, den despotischen Schah los zu sein -- die islamischen Revolutionäre von Anfang an mehr als suspekt waren. Tatsächlichen gehörten von Beginn an weder Freiheit noch die Errichtung eines Rechtsstaats zu den Zielen der Revolution, auch wenn eine pseudo-moderne Verfassung installiert wurde, die das oberflächlich betrachtet hätte glauben machen können. In Wirklichkeit wurde zugleich alles Tun und jedes Recht unter den Vorbehalt gestellt, dass es den über allem stehenden Prinzipien der Scharia nicht zuwiderlaufe. Mit der Folge, dass in der Rechtspraxis des "Gottesstaates" die meisten in der Verfassung verbrieften Freiheitsrechte von vornherein null und nichtig waren. Die Herrschaft der Scharia bedeutet nicht "nur", dass die Aussagen von Frauen vor Gericht bis heute weniger gelten als solche von Männern. Es bedeutet auch, dass selbst Halbwüchsige erhängt oder gesteinigt werden, wenn sie angeblich oder tatsächlich gegen das heilige Gesetz (oder dessen mehr oder weniger willkürliche Auslegung durch lokale Würdenträger) verstoßen haben. Das ist für sich genommen schlimm genug, wie Bruno Schirra gleich zu Beginn sehr eindrücklich am Falle eines jungen Mädchens schildert. Doch ist das Bestreben der iranisch-islamischen Revolution, wie der Autor im Anschluss daran ausführlich darlegt, von Anfang an nicht nur darauf gerichtet gewesen, "dem" Gesetz Allahs im Iran unbedingte Geltung zu verschaffen, sondern auch auf seinen Export. Und dies mit der tatkräftigen Hilfe islamistischer Terroristen egal welcher Nationalität oder islamischen Glaubensrichtung. Wie etwa der des libanesischen Hisbollahführers Imad Mughniyah, dem von einem hochrangigen Offizier des israelischen Militärgeheimdienstes Aman attestiert wird, "die Kunst des Terrorismus zu ihrer höchsten Vollendung veredelt" zu haben und zu dem sowohl al-Qaida-Chef bin Laden als auch dessen Kronprinz al-Zarkawi Kontakte unterhalten. Schirra liefert auf der Basis seiner bekanntermaßen sehr guten Geheimdienstkontakte (unter anderem auch zum BND, was ihm schon unliebsame Hausdurchsuchungen beschert hat) zahlreiche Indizien dafür, dass eine aus dem Iran heraus operierende pan-islamistische Terrorallianz nicht nur Israel und die USA, sondern auch Europa als Terrorziel fest im Blick hat. Wer sich fragt, wie ernst man die vom Iran für den Weltfrieden ausgehende Gefahr tatsächlich nehmen muss, dem sei Schirras Buch zur aufmerksamen Lektüre dringend empfohlen!
Personen: Schirra, Bruno
Standort: hst
Schirra, Bruno:
Iran : Sprengstoff für Europa / Bruno Schirra. - Düsseldorf [u.a.] : Econ, 2006. - 331 S.
ISBN 978-3-430-17957-7 kart.: EUR 18,50
Politik - Signatur: GP Schirr - Buch: Sachbuch