Dieses Buch wartet zunächst mit beeindruckenden Zahlen und Fakten auf: Lag 1990 die Zahl der Kinder, die wegen des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms (ADS) in den USA ärztlich behandelt wurden, noch unter einer Million, so sind es heute schon über zehn Millionen. In Deutschland sind schätzungsweise 170.000 bis 350.000 schulpflichtige Kinder betroffen; davon werden heute etwa 50.000 mit Ritalin und anderen Medikamenten behandelt. Bei diesen Mitteln, die noch 1990 in Deutschland gerade mal in 1.500 Fällen verordnet wurden, handelt es sich um Amphetamine, welche die Dopaminregulation im Gehirn normalisieren und damit Verhaltensauffälligkeiten entgegenwirken sollen. Gerald Hüther, Hirnforscher aus Göttingen, und Helmut Bonney, Kinderpsychiater und Familientherapeut aus Heidelberg, haben ein leidenschaftliches Plädoyer gegen diese Anpassung auf Rezept geschrieben. Zur Begründung führen sie zweierlei an. Erstens: Erst seit bestimmte Verhaltensweisen von Kindern -- überschießende Impulsivität, motorische Unruhe, mangelnde Aufmerksamkeit -- als so sehr normabweichend angesehen wurden, dass man sie als Krankheit namens ADS einstufte, wurden sie auch diagnostiziert und medikamentös behandelt. Das ist seit Mitte der 1980er-Jahre der Fall. Zweitens: Neue Erkenntnisse der Hirnforschung lassen die "Dopaminmangelhypothese", auf der die Therapie mit Psychopharmaka beruht (Spektrum der Wissenschaft 3/1999, S. 30), als äußerst fragwürdig erscheinen.
Personen: Hüther, Gerald
Hüther, Gerald:
Neues vom Zappelphilipp : ; ADS: verstehen, vorbeugen und behandeln / Gerald Hüther ; Helmut Bonney. - 6. - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Walter, 2005. - 157 S.
ISBN 978-3-530-40131-8 kart.: EUR 15,40
Pädagogik - Signatur: PN Hüth - Buch: Sachbuch