Personen: Sahota Sunjeev
SL Sahot
Sahota Sunjeev:
Das Porzellanzimmer / Sahota Sunjeev. - München : Hanser Berlin, 2023. - 237 Seiten. - Der Ich-Erzähler des Romans erzählt das tragische Schicksal seiner Uroma, der Teenagerin Mehar. Um 1929 sollen im ländlichen Punjab drei Teenagerinnen zum Zweck der Sicherung von männlichen Erben in einer Zeremonie mit Mais drei Söhnen verheiratet werden. Es herrscht ein strenges Matriarchat, denn Mai setzt ihre Arrangements rücksichtslos durch. Die blutjungen, ahnungslosen Bräute entbehren jeglicher Bildung, Anerkennung oder Zuneigung; sie sind Sklavinnen, die tagsüber schwer arbeiten und nachts in totaler Dunkelheit den Brüdern zu Willen sein müssen. Wer Gurleen, Harbans oder Mehar heiratet, wird geheim gehalten. Mehar fühlt große Sehnsucht nach Suraj und lässt sich mit ihm auf heimliche Liebesspiele an verborgenen Orten ein. Doch das Glück der beiden Jugendlichen wird jäh zerstört, indem Suraj in den Bürgerkrieg geschickt und Mehar lebenslang im Porzellanzimmer in Gefangenschaft gehalten wird. Der zweite Handlungsstrang spielt um die Jahrtausendwende. Der in England unter schwierigen Bedingungen aufgewachsene Urenkel Mehars kann nicht studieren, solange er heroinsüchtig ist. Seine Eltern lassen ihn nach Indien zum Onkel fliegen, dessen Frau ihn auf die abgelegene, verfallene Farm der Vorfahren verbannt. Das Porzellanzimmer inspiriert ihn, die Vergangenheit wie ein Mosaik zu ergründen. - Sahota hat einen feinsinnigen Roman geschrieben, der originell, fesselnd und flüssig lesbar ist. Inhaltlich wird eine lange Familiengeschichte erzählt mit ihren Traumata durch Macht, Unterwerfung, Verrat und (fehlende) Liebe im Kontext mit indischer Kultur und Landleben in britischer Kolonialzeit und Neuzeit. Gerade die meisterhaft in Stil, Umfang und Ausschmückung beschriebenen Ereignisse sollten die Leserschaft zu eigenen Ergänzungen inspirieren.
ISBN 978-3-446-27388-7 23,00 Euro
SL - Schöne Lit.(SL,Di,J)