Der irische Einwanderer Tom McNulty erlebt hautnah die Geburtsstunde der USA.
Die Hungersnot in Irland fordert in der Mitte des 19. Jh. unzählige Todesopfer, auch Thomas McNulty verliert seine ganze Familie. Minderjährig und alleine gelangt er per Schiff nach Nordamerika, wo er sich völlig auf sich gestellt durchschlagen muss. Bald lernt er den wenig älteren John Cole kennen, mit dem er eine lebenslange Beziehung eingehen wird. Die beiden Jungen verschlägt es in den "wilden" Westen, wo sie zunächst als Mädchen verkleidet in einer Bar als Tänzerinnen arbeiten und sich später immer wieder in der Armee verdingen. Was sie hier erleben, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten, Massaker an der indianischen Urbevölkerung, später Schlachten gegen die aufständischen Südstaatler im Bürgerkrieg. Auch wenn Tom wenig Bildung und Erziehung genossen hat, weiß er, dass fast alles, was er als Soldat tut, falsch ist, aber der Befehl seines Majors ist Gesetz, auch für ihn. - Das Besondere an diesem Roman ist die Sprache aus der Sicht des Ich-Erzählers Tom: knapp, einfach und authentisch, wuchtig-brutal in den Kampfszenen, voller bewegender Schönheit, wenn es um seine Gefühle geht. An dieser Stelle muss man die herausragende Übersetzung von Christian Oeser erwähnen. Wieder einmal hat Sebastian Barry einen traurigen, irischen Helden geschaffen, mit dem man hautnah liebt und leidet. Und wer bisher noch nicht wusste, dass Krieg ein schmutziges Geschäft ist, dem keiner unbeschadet an Leib und Seele entkommt, dem wird es hier eindrucksvoll veranschaulicht. Auf der anderen Seite zeichnet Barry ein entmystifiziertes Bild von der Entstehung der USA. Dieser Roman ist keineswegs nur ein Männerbuch, ich wünsche ihm viele Leser und Leserinnen in allen Büchereien.
Personen: Barry, Sebastian
SL Barry
Barry, Sebastian:
Tage ohne Ende : Roman / Sebastian Barry. - 1. Aufl. - Göttingen : Steidl, 2018. - 261 S. ; 21 cm. - Aus dem Engl. übers.
ISBN 978-3-95829-518-6 fest geb. : 22,00
SL - Schöne Lit.(SL,Di,J)