Marx, André
Medium der interaktiven Leseförderung Antolin Das leere Grab
Buch

Man muss es schlicht als Etikettenschwindel bezeichnen, wenn der Name "Alfred Hitchcock" als Serientitel aufscheint, die tatsächlichen Autoren aber erst verschämt im Inneren des Bandes zu lesen sind. So wird der Eindruck erzeugt, der Meister des Gruselns, dessen Schriftzug beim Aufschlagen des Buches als Erstes ins Auge sticht, sei der Urheber dieser Storys. Tatsächlich steht er eben bloß für das Genre Pate, hat eine jugendliterarische Schiene gelegt, die, wie die Produktion des Jahres 1997 zeigt, durchaus erfolgsträchtig zu sein scheint. Auffallend ist, dass jeder Band von einem anderen "Ghostwriter" stammt, die Bände sich aber in Grundzügen sehr ähneln: Drei Burschen, etwa im Alter von 16-18 Jahren, arbeiten in einem Detektivclub mit der Bezeichnung "???" zusammen und lösen, bisweilen an der Polizei vorbei, bisweilen mit deren Wissen und Unterstützung, komplizierte kriminalistische Fälle. Die drei Herrn, Justus, Peter und Bob, sind durch markante und konstante Charaktereigenschaften definiert: Justus, füllige Figur, aber der Kopf des Teams, Peter, der Sportlich-Geschickte, Bob, der sozial Veranlagte. Amerikanischen Verhältnissen (zumindest dem bei uns kolportierten Klischee) gemäß, genießen sie große Freiheiten, besitzen ein Auto, Computer, Fax und Kopierer und werden weder von ihren Eltern noch von der Schule bei ihren Aktivitäten wesentlich beeinträchtigt. Ihr amikales Verhältnis zu Inspektor Cotta beruhigt vermutlich ängstliche Gemüter unter den LeserInnen und öffnet winzige Schlupflöcher in polizeiliche Ermittlungsverfahren. Die aufzudeckenden Verbrechen liegen im Bereich des Betrugs, des Schmuggels, der Erbschleicherei und anderer Eigentumsdelikte. Gewalt und Brutalität sind der detektivischen Arbeit (logisches Kombinieren von Zusammenhängen und Recherchieren) untergeordnet. Als Ambiente werden exotische Landschaften (Venezuela) ebenso gewählt wie gerade für Jugendliche besonders interessante Bereiche (Platten-, Film-geschäft). Auch die Psychowelle schlägt zu Buche, allerdings aus einer sehr nüchternen und realistischen Sichtweise von psychischen Erkrankungen und Therapien. Die einzelnen Bände sind eine durchaus spannende Lektüre, wenn man allerdings bedenkt, dass den jeweiligen Autoren unter Vorgabe der handelnden Personen die Entwicklung bzw. Lösung eines Falls auf einer vorgegebenen Seitenzahl gelingen muss, lässt sich unschwer eine Verkürzung bzw. eine unzulässige Vereinfachung krimineller Motive und kriminalistischer Handlungen ableiten. Auch innere Logik und Wahrscheinlichkeit kann da schon zu kurz kommen. Eine literarische Hochleistung wird sowieso nicht erwartet. Bleibt unterm Strich spannender Lesestoff ohne Gewaltverherrlichung, aber auch ohne literarischen Anspruch.


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Personen: Hitchcock, Alfred Marx, André

Schlagwörter: Antolin Klasse-6

Marx, André:
¬Das¬ leere Grab / Alfred Hitchcock. Erzählt von André Marx. - Stuttgart : Franckh-Kosmos, 1997. - 112 S.
ISBN 978-3-440-07477-0 fest geb. : ÖS 108,- / DM 14,80 &

Zugangsnummer: 2024/0088
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Mar - Buch