Kalt ist es in den russischen Wäldern, leise knackt der Frost in den Bäumen und in den Augenbrauen der wenigen Bewohner, die Sicht ist durch Atemwolken getrübt. Dort, in dieser weißen Trostlosigkeit, die doch gar nicht trostlos ist, lebt das Mädchen Feo mit seiner Mutter und wildert Wölfe aus. Wölfe, die einst von reichen Tierliebhabern gehalten und später für unbrauchbar befunden und auf dem Postweg retourniert wurden, nachdem sie in Einrichtungsgegenstände oder Körperteile gebissen hatten. Feo liebt diese Arbeit. Und sie liebt die Wölfe. Eines Tages taucht der brutale General Rakow auf und verbietet das Auswildern der Tiere, eine Anordnung, der sich Feo und ihre Mutter achselzuckend widersetzen. Doch Rakow kehrt zurück, brennt die Hütte der beiden nieder und nimmt Feos Mutter mit. Das Mädchen ist wild entschlossen, sie aus dem Gefängnis in St. Petersburg zu befreien, und macht sich mit ihren Wölfen und dem jungen desertierten Soldaten Ilja auf den Weg. Katherine Rundells Roman, der im Jahr 1917 spielt, erweist sich als reizvoller Genre-Mix, eine geglückte Mischung aus einer überaus spannenden Abenteuergeschichte und einer detailreichen und doch nie belehrenden Tiererzählung, verwoben mit Elementen des russischen Volksmärchens und Verweisen auf die Revolutionsgeschichte. Es ist vor allem Rundells Sprache (und Henning Ahrens’ Übersetzung), die diese Verbindung so herausragend macht, eine Sprache, die für jedes der genannten Genres denkbar ungewöhnlich ist. Der Duktus ist modern und doch zeitlos, auf allen Seiten herrscht ein fein humoristischer, fast verschmitzter Unterton, und besonders die Dialoge sind bemerkenswert frisch und lakonisch. „Feo und die Wölfe“ fällt zudem durch seine ausgesprochen sinnliche Erzählung auf, Feos Welt kann vom Lesepublikum genauestens gerochen, geschmeckt, gehört und als wortgewordene Kälte auf der Haut gespürt werden. Rundells Buch ist ein brillanter und beeindruckender Roman, der thematisch ähnlichen Klassikern wie Jean Craighead Georges „Julie von den Wölfen“ in nichts nachsteht.

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Personen: Rundell, Katherine Ahrens, Henning

Schlagwörter: Antolin