Teil 4 der Jahreszeitentrilogie: Zwischen Brexit und Corona, Shakespeare und Einstein. (DR) Ein weiterer Roman von Ali Smith, der - nicht nur - englische Gegenwartsbefindlichkeiten spiegelt. Allerdings geht die Autorin in einer weiteren Erzählebene zurück in die Zeit des Zweiten Weltkrieges, indem sie die Geschichte eines 104 Jahre alten Mannes mit der Gegenwart verbindet. Im Mittelpunkt stehen zu Beginn die Greenlaws. Mutter Grace wurde von ihrem Mann Robert verlassen, der wohnt mit seiner neuen Partnerin im Nachbarhaus. Ihre beiden Kinder, die bei Grace leben, könnten nicht unterschiedlicher sein: Die 16-jährige Sacha geht als Umweltaktivistin auf die Straße, ist aber innerlich ohne große Hoffnung auf eine noch lebenswerte Zukunft. Sie korrespondiert mit einem Emigranten, den sie ermuntern möchte. Ihr 13-jähriger Bruder ist ein hochintelligenter und etwas verschrobener Sonderling, zynisch, neoliberal und fasziniert von Einstein. Grace, vereinsamt und überfordert, träumt von einem Sommer vor vielen Jahren, als noch eine Karriere als Schauspielerin möglich war. Und dann gibt es noch die im Zweiten Weltkrieg spielende Handlung: Daniel wird von den Briten mit seinem Vater als feindlicher Ausländer in ein Lager gesteckt, in dem vor allem Künstler interniert sind. Seine Schwester wiederum betätigt sich in Frankreich im Widerstand und überlässt ihr Kind einer Familie. Diese Handlungsstränge werden kunstvoll und unaufdringlich miteinander verwoben, die Themen Gefangenschaft, Flucht, Isolierung, Hoffnung und Desillusionierung werden auf verschiedenen Ebenen, zu verschiedenen Zeiten und von unterschiedlichen Personen durchgespielt. Der Roman ist prallvoll mit Lebensgeschichten, aber auch voller literarischer und außerliterarischer Anspielungen. Was ihn zu einem besonderen Leseerlebnis macht, ist die unglaublich prägnante, direkte und doch poetische Sprache der Autorin. - Für Bibliotheken mit literarischen LeserInnen ein Muss!

Altersempfehlung: ab 18 Jahren.

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Personen: Morawetz, Silvia Smith, Ali