Die friedliche Revolution in der DDR hat auch eine Institution hervorgebracht, die als Instrument der Transformation totalitärer Systeme zu offenen Gesellschaften politische Aufmerksamkeit auf sich zog und politologisches Interesse verdient: den Runden Tisch.
Uwe Thaysen, Professor für politische Wissenschaft und Chefredakteur der "Zeitschrift für Parlamentsfragen", hat den Zentralen Runden Tisch in Ost-Berlin von Anfang bis Ende unmittelbar, in der zweiten Reihe anwesend, beobachtet. Er konnte die Akteure, Hans Modrow eingeschlossen, interviewen und einschlägige Dokumente sichern. Auch beim "Sturm" auf das Hauptquartier des Staatssicherheitsdienstes war er zugegen. Er verfolgte vor Ort das Zusammenspiel der politischen Kräfte und Institutionen - Ministerrat, Volkskammer, Runder Tisch - während der letzten Phase des alten Regimes.
Seine Studie zeigt, wie sich die Gruppierungen aus dem Widerstand konspirativ zu einer "Kontaktgruppe" zusammenfanden, um die SED und deren Staatssicherheitsdienst niederzuringen: vom Ultimatum gegenüber Hans Modrow bis zum "Sturm" auf das MfS-Hauptquartier; wie sich der Runde Tisch von einem Veto-Organ zu einer Steuerungsinstanz entwickelte und wie es Modrow gelang, schließlich sogar die ursprünglich Oppositionellen in seine Regierung einzubinden.
Dokumentiert wird der danach einsetzende Kampf um die politische Macht nun auch der neuen Kräfte.
Insgesamt versucht der Autor, empirisch fundierte Antworten auf die Fragen: Repräsentierte der Runde Tisch am Ende noch das Volk? Eilte das Volk dem Runden Tisch davon? Welche Rolle spielten die DDR-Flüchtenden, die Demonstrant:innen, die Kirchen? Welche Rolle spielte Hans Modrow? Und wo beginnen die "Revolutionsmythen"?
Personen: Thaysen, Uwe
B-PG23-Tha
Thaysen, Uwe:
¬Der¬ runde Tisch. Oder: Wo blieb das Volk? : Der Weg der DDR in die Demokratie / Uwe Thaysen. - Opladen [u. a.] : Westdt. Verl., 1990. - 215 S. : graph. Darst.
ISBN 978-3-531-12228-1
Politik/Geschichte: DDR - Buch