Porträt einer Adelsfamilie zwischen Tradition und Moderne.
Rezension
Elisabeth Plessen erzählt in diesem Roman die Geschichte einer norddeutschen Adelsfamilie. Stefanie von Gut Greiffensee darf keinen Bürgerlichen heiraten. Bruder und Schwägerin Ingrid vermählen sie mit Frieder, der im Krieg seine Ländereien verloren hat. Stefanie muss zum katholischen Glauben übertreten, fühlt sich dort aber nicht heimisch. Bei der Erziehung ihrer Töchter folgt Stefanie der Tradition: wenig Liebe, viele Zwänge. Auch wenn sie selbst mit ihrem Leben hadert, kann sie sich nicht daraus befreien. Das gelingt erst ihrer Nichte Charlotte, die alle Fesseln sprengen möchte, ihre Grenzen austestet, als freie Radikale alles in Frage stellt. Und schließlich der jungen Generation, die nun neugierig der Vergangenheit nachspürt.
Das Buch braucht seine Zeit, um sich zu entfalten, sehr hilfreich die Ahnentafel auf der ersten und letzten Seite. Je mehr man eintaucht, desto mehr öffnet sich eine vergangene Welt. Plessen knüpft damit an ihr Aufsehen erregendes Buch "Mitteilungen an den Adel" (1976, s. dnb 77/136) an. Sie versteht es meisterlich, zwischen den Zeilen zu schreiben, sie braucht deshalb wache und aufmerksame Leser, die sie mitnimmt auf die Suche nach der Essenz des Lebens.
Ein Buch mit starken Charakteren, einer facettenreichen Sprache und vielen Fragen hinter den Fragen. Sehr empfehlenswert!
Personen: Plessen, Elisabeth
Pless
Plessen, Elisabeth:
Die Unerwünschte : Roman / Elisabeth Plessen. - Berlin : Berlin-Verl., 2019. - 378 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8270-1395-8 fest geb. : EUR 22,00
Schöne Literatur - Buch