Autobiografischer Roman der Autorin mit den wesentlichen Schauplätzen DDR und Schwaben.
Rezension
Als Siebzehnjährige zieht die Abiturientin Seeberger vom betulichen Schwaben nach Schweden. Als die Mutter stirbt, kehrt sie vorübergehend zurück, um Beerdigung und Nachlass zu regeln. Und jetzt kommen die Erinnerungen wieder hoch. Die Familie stammt aus Ostpreußen. Astrids Mutter Rose und ein Bruder, Ewald, träumten von der großen Stadt und sagten sich immer wieder: nächstes Jahr sind wir in Berlin. Aber der Zweite Weltkrieg beendete alle Träume; die Familie wird bei der Flucht vor der Roten Armee zerrissen, Rose landet in einer schwäbischen Kleinstadt. Nach dem Krieg erfährt sie durch Zufall, dass ihre Familie auf einem Gut im Norden Berlins lebt. Das Wiedersehen ist eine unerhörte Freude und auch Astrid freut sich jahrelang über die Sommerferien auf dem Gut, das Teil einer LPG ist. Bei den Sommeraufenthalten in der DDR lernt Rose vor allem den Großvater schätzen. Es entspinnt sich ein lebhafter Schriftwechsel, der auch nach dem Mauerbau bis zum Tod des Großvaters weitergeht. - Dieses Buch mit gerade mal 260 Seiten wird ob seiner Tiefe und Dichte als ein viel umfangreicherer Roman empfunden. Es ist einfach großartig, wie die Protagonisten lebendig werden, mit welchem Minimalismus eine fühlbare Atmosphäre geschaffen wird. Dazu kommt natürlich die Tragik der Geschehnisse, eindrücklich, aber ohne Gefühlsduselei geschildert, und vielleicht gerade deshalb so unerhört bedrückend. Ein Buch, das für alle Büchereien bestens geeignet ist und hoffentlich viele Leser findet. (Übers.: Gisela Kosubek)
Personen: Seeberger, Astrid
Seebe
Seeberger, Astrid:
Nächstes Jahr in Berlin : Roman / Astrid Seeberger. - Dt. Erstausg., 1. Aufl. - Zürich [u.a.] : Arche, 2016. - 269 S. ; 21 cm. - Aus dem Schwed. übers.
ISBN 978-3-7160-2751-6 fest geb. : EUR 19,99
Schöne Literatur - Buch