Während die warmherzige Hebamme Lone nach einem Unfall im Koma liegt, sucht ihre Schwester Iulia Zuflucht in Lones Leben.
Rezension
In ihrer Jugend waren die Stiefschwestern Lone und Iulia, die beide unter schwierigen Beziehungen zu ihren Eltern litten, unzertrennlich. Als Lone jedoch Jahre später nach einem schweren Autounfall plötzlich im Koma liegt, erkennt Iulia, wie sehr sie sich schleichend von ihrer Schwester entfremdet hat. Ihre Lebensrealitäten könnten kaum unterschiedlich sein: Iulias Alltag als Frau des Pfarrers und Angestellte der örtlichen Bankfiliale verläuft in geregelten, beinahe sterilen Bahnen, während Lone als selbstständige Hebamme eine große Nähe zu ihren Kundinnen aufbaut und das Leben buchstäblich mit beiden Händen greifen kann. Um der erdrückenden Atmosphäre des Krankenhauses zu entkommen, beginnt Iulia Lones Kundinnen zu besuchen und ihnen auszuhelfen. Durch den Austausch mit den Frauen realisiert sie, dass die vermeintlich Sicherheit stiftende Struktur ihres Alltags sie in Wahrheit längst einengt.
Nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich kann man als Leserin oder Leser den Sog spüren, den Lones intensive, von menschlichen Schicksalen tief berührte Arbeit auf ihre Schwester auswirkt. Breit zu empfehlen.
Rezensent: Marlene Knörr
Personen: Krügel, Mareike
Krüge
Krügel, Mareike ¬[Verfasser]:
Schwester : Roman / Mareike Krügel. - München : Piper, 2021. - 327 Seiten ; 21 cm
Einheitssacht.: Schwester
ISBN 978-3-492-05856-8 Festeinband : EUR 22,00
Schöne Literatur - Buch