Gallego Garcia, Laura
Der Teppich des Dichters
Buch

Ein Prinz zieht hinaus in die Wüste, einen geheimnisvollen Teppich zu suchen, der ihm gestohlen wurde, und findet dabei nicht nur den Teppich, sondern vor allem zu sich selbst und seine große Liebe. Das alles klingt nach einem Märchen aus 1001 Nacht. Doch die Geschichte, die hier erzählt wird und in ihrer Einleitung mit "Es war einmal ..." beginnt, basiert - wie die Autorin am Ende bemerkt - auf zum Teil historischen Tatsachen. Sie spielt im Arabien des 6. Jahrhunderts, einer vorislamischen Zeit, in der vor allem drei Dinge zählten: die Liebe, die Ehre und die Dichtung. Dieser Prinz, der in der Überlieferung "der Umherirrende König" genannt wird und im Roman Walid ibn Huyr, Prinz von Kinda, heißt, wird zu Beginn als edelmütiger und kluger Thronfolger geschildert, der die Dichtkunst liebt und glaubt, der beste Dichter des Königreiches Kinda zu sein. Er träumt davon, einer der größten Dichter des Landes zu werden und bittet seinen Vater um Erlaubnis, am großen Dichterwettstreit in Ukaz teilnehmen zu dürfen. Dieser fordert ihn aber auf, sich erst im eigenen Königreich zu beweisen. Drei Mal verliert Walid den öffentlichen Wettbewerb in des Vaters Königreich gegen einen einfachen Teppichweber. Aus Missgunst verdammt Walid den armen Teppichweber zum königlichen Geschichtsschreiber, der die Unordnung im Archiv beseitigen und einen Teppich weben soll, auf dem die ganze Geschichte der Menschheit zu entdecken ist. Er hält ihn gefangen und verspricht ihm erst die Freiheit, wenn er seine Aufgaben erfüllt hat. Völlig entkräftet und wirr im Kopf stirbt der Mann über seinem vollendeten Teppich. Walid spürt die übernatürlichen Kräfte des Teppichs und verschließt ihn aus Angst vorsorglich. Doch als der Teppich gestohlen wird, hält den inzwischen zum König gewordenen jungen Mann nichts mehr in seinem Reich. Er begibt sich auf die Suche nach dem einzigartigen Teppich. Laura Gallego Garcías Roman erzählt die Geschichte eines Menschen, der durch Missgunst und falschen Ehrgeiz Schuld auf sich geladen hat, die ihn so schwer bedrückt, dass Reichtum und Ruhm für ihn nichts mehr bedeuten. Einzig der Gedanke, den Zauberteppich zu finden, bestimmt sein weiteres Leben. Er betrachtet die Suche nach ihm als Strafe für all das, was er dem Teppichweber angetan hat. Walid zieht durch die endlose Wüste, lebt mit Banditen, Beduinen und Händlern zusammen, verliebt sich ... Aber nirgendwo findet er ein Zuhause, sein persönlicher Fluch zwingt ihn immer weiter, so lange bis er den Teppich gefunden hat. Seine Spannung bezieht der Roman nicht nur aus der Fülle abenteuerlicher Erlebnisse - Walid schließt sich einer Bande von Straßenräubern an, kämpft gemeinsam mit den Beduinen gegen Eindringlinge, verliebt sich in die Tochter des Scheichs und reist als Karawanenhändler von Oase zu Oase -, sondern auch aus der inneren Entwicklung des Prinzen, der das wahrhafte Leben einfacher Menschen kennen lernt. Wird Walid die Kraft und den Mut haben, sein Leben grundlegend zu verändern? García wählt die Form der Parabel, mit deren Hilfe sie moralische und ethische Grundsätze thematisiert. Die Erlebniswelt Walids erhält damit symbolhaften Charakter. Seine Suche nach dem Teppich wird zur Suche nach seiner eigenen Identität. Auf seiner ruhelosen Wanderung durch die Wüste wandelt sich Walid vom willkürlichen Herrscher zum mitfühlenden und weisen Menschen. Laura Gallego García, die 1977 in Quart de Poblet bei Valencia geboren wurde und neben historisch-fantastischen Romanen, wie "Finis Mundi", auch Kinderbücher schreibt, lässt den Leser teilhaben am Geist und an der Stimmung einer arabisch-exotischen Welt, die den Zauber orientalischer Märchen in sich trägt. Hier werden Dschinn lebendig und ein rätselhaftes Männchen mit rotem Turban taucht immer dann auf, wenn Walid Hilfe braucht. Der scheinbar unheilbringende Teppich birgt ein Geheimnis in sich, das sich nur mit magischen Kräften erklären lässt. Auch die drei Dichterwettbewerbe, die historisch überliefert sind, ähneln den Mutproben der Helden in Märchen und liefern gleichzeitig einen kleinen Diskurs über die Kraft der Dichtkunst. Garcìa bringt Märchenhaftes, Fantastisches und Historisches gekonnt unter einen Hut. Allerdings bleibt der Eindruck, dass sie ihr Augenmerk mehr auf die spannende Parabel richtet und deshalb den märchenhaften Erzählstil nicht durchgehend umsetzen kann. In Garcías Roman geht es um Gut und Böse, Dichtung und Wahrheit, Schuld und Sühne. Und wie im Märchen siegt am Ende natürlich das Gute über das Böse, die Wahrheit lebt in der Dichtkunst und Walid hat das Geheimnis des Teppichs ergründet. Eine märchenhafte Geschichte aus dem Morgenland, die erwachsene Leser ein klein wenig an Coelhos "Alchimist" erinnert!


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Personen: Gallego Garcia, Laura Griebel-Kruip, Rosemarie

Schlagwörter: Abernteuer Wüste

Interessenkreis: Abernteuer Wüste

Gallego Garcia, Laura:
¬Der¬ Teppich des Dichters / Laura Gallego Garcia. Aus dem Span. von Rosemarie Griebel-Kruip. - Hildesheim : Gerstenberg, 2009. - 201 S. : Ill.
ISBN 978-3-8369-5250-7 fest geb. : ca. € 15,40

Zugangsnummer: 2009/0070 - Barcode: 2-1250541-6-00002341-2
Jugendbücher (bis 12 Jahre) - Signatur: Galle - Buch