Annotation: Beeindruckend illustrierte Schöpfungsgeschichte nah am Text des 2. Buch Mose, in dem Eva aus einer Rippe Adams gemacht wird (im Gegensatz zu Mose 1, in dem beide Menschen gleichzeitig geschaffen werden als Mann und Frau) Rezension: "Es gab einmal eine Zeit, da war nichts so, wie es ist. Nichts war gut, und nichts war schlecht. Es gab nichts Großes und nichts Kleines, das Wasser war nicht nass, und das Feuer war nicht heiß. Nicht einmal Luft gab es in der Luft. Alles war nichts in dieser Zeit, und das Nichts war der Anfang dieser Welt." So schlicht und sprachgewaltig zugleich setzt der Text bereits am Vorsatzpapier des Bilderbuchs ein - die Herausforderung, das Nichts zu illustrieren, löst Ulrike Möltgen durch eine ganz in Schwarz und Grautönen gestaltete Doppelseite, auf der bereits einige Aspekte der noch nicht existenten Welt zu erahnen sind. Doppelseite für Doppelseite wird nun in dynamischen Bildern der bekannte Verlauf der Schöpfung dargestellt. Schöpfung geschieht hier nicht willkürlich, über allem steht die Gewissheit eines großen Planes: Gott wusste, wie alles werden sollte, heißt es mehrfach. Höhepunkt der Schöpfung sind schließlich der Mensch und seine Gefährtin, die in ihrer dunklen Drallheit deutlich an die Südsee-Figuren Paul Gauguins erinnern. Die beiden werden nicht wie so oft in der Kinderliteratur verschämt mit Pflanzen verhüllt, sondern in ihrer unbeschwerten Nacktheit gezeigt - und treffen jene folgenschwere Entscheidung, die die Vertreibung aus dem Paradies mit sich bringt. Auch hier erscheint das Handeln Gottes nicht willkürlich, sondern eingebettet in seinen Plan: "Doch Gott wusste, was sie getan hatten, weil er selbst es so gewollt hatte. Er hatte Adam und Eva die Freiheit gegeben, sich zu entscheiden." Während der biblische Text den Verlust des Paradieses unkommentiert lässt und die Möglichkeit einer Rückkehr nicht zur Sprache kommt, wird am Nachsatzpapier, ganz in leuchtenden Gelb- und Orangetönen gehalten, diese Perspektive eröffnet: Wenn die Menschen sich für das Gute entscheiden, "können sie vielleicht sogar zurück ins Paradies und wieder eins werden mit dieser Welt und mit sich selber". Der 2009 verstorbene Autor Rolf Fänger bleibt also einerseits nah an der biblischen Vorlage, setzt aber andererseits deutliche Akzente, die den bei aller Gängigkeit durchaus sperrigen Stoff etwas zugänglicher machen.
Personen: Fänger, Rolf Möltgen, Ulrike
Vom Anfang der Welt : [eine Schöpfungsgeschichte] / Rolf Fänger [Text]. Ulrike Möltgen [Ill.]. - Mannheim : Sauerländer, 2011. - [14] Bl. : überw. Ill. (farb.) ; 24,5 x 29,5 cm
ISBN 978-3-7941-5254-4 fest geb. : ca. € 15,40
Kindersachbücher: Religion, biblische Geschichte, Gebete - Signatur: KRe Vom A - Buch