Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Peter Rinnerthaler; Als österreichisches Kind der 90er-Jahre denkt man bei diesem Titel natürlich an Axel, Lilo, Dominik und Poppi. Doch nicht nur ein zusammengesetztes Hauptwort, das auf Bande endet, legt diese Assoziation nahe. Ein Quartett, vier unterschiedliche Charaktertypen, ein Kriminalfall und ein auf Abenteuer getrimmter Plot lassen diesen Roman ordentlich brezinaerln. Der Mississippi aber macht den Unterschied. Räumlich und zeitlich ist dieser Kinderkrimi, den man auch als Abenteuerroman, Boatnovel, Mark-Twain-Reminiszenz, usw. bezeichnen könnte, nicht mit den Erzählungen der Wiener Crew vergleichbar. Denn die vier Kinder leben in den 1890er-Jahre in ärmlichen Verhältnissen am Delta des größten Flusses Nordamerikas, am Ufer des Bayou, eines Flussarms inmitten des riesigen Sumpfes. Während der deutsche Titel bereits auf eine Schifffahrt ins Glück vermuten lässt, lenkt das Original Il rinomato catalogo Walker & Dawn die Aufmerksamkeit auf einen anderen wesentlichen Aspekt dieser Erzählung, die chronologisch aus vier Perspektiven geschildert wird: einen Versandhauskatalog. Julie, Tit, Te Trois und Eddie finden drei Dollar, vor rund 120 Jahren ein kleines Vermögen, und beschließen einen Polizeirevolver aus der Bibel des kleinen Mannes zu bestellen. Als ihnen dann eine alte Taschenuhr zugestellt wird und sie in der Folge von einem zwielichtigen Handelsvertreter durch den Sumpf gejagt werden, wird klar, dass sie in eine größere Sache gestolpert sind, in ein Abenteuer, das sie aus ihren prekären Lebensverhältnissen befreien könnte: Gewalt, Rassismus, Prostitution (einer Mutter) und Armut sind Themen, die Davide Morosinotto ungeschönt behandelt und die die Protagonist_innen zur Flucht aus den Elternhäusern veranlasst. Die vier Ich-Erzählungen bauen jedoch auch auf Spannung auf. Schließlich geht es auf einem Raddampfer mit Kleinspurganoven und Pokerpartie nach Chicago, wo es den Mord an einer Kaufhausinhaberin aufzuklären gilt. Ein historischer Kinderkrimi, dessen Plotstruktur weit weniger verästelt ist als das Mississippidelta. Ein Abenteuerroman, dessen gelungene Buchgestaltung mit Landkarten, Zeitungsberichten und Katalogseiten in die Zeit Huck Finns führt. Und eine universale Erzählung darüber, dass man dem Glück entgegenfahren muss, auch wenn es über 3000 Meilen stromaufwärts liegt. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Anita Ruckerbauer; Charmant altmodische Abenteuergeschichte um vier Kinder, die sich auf den Weg nach Chicago machen. (ab 12) (JE) Louisiana um 1900. Tief im Bayou leben die Freunde Te Trois (weil er das dritte Kind ist), Julie mit ihrem kleinen Bruder Tit (von Petit) und Eddie, der von einem Dasein als Sumpfschamane träumt. Eines Tages entdecken sie eine alte Blechdose mit drei Dollar darin. Sie beschließen, damit heimlich beim Versandhaus Walker und Dawn einen Revolver zu kaufen. Ihre Enttäuschung ist groß, als stattdessen eine alte, defekte Taschenuhr geliefert wird. Doch dann taucht ein zwielichtiger Mann auf, der ihnen die Uhr abjagen will, denn das Versandhaus hat eine hohe Belohnung auf die Wiederbeschaffung der Uhr ausgesetzt. Kurz entschlossen brechen die Kinder Richtung Chicago auf, um die Belohnung selber abzuholen. Dabei müssen sie nicht nur zahlreiche Abenteuer bestehen, sie kommen auch einem Verbrechen auf die Spur und können gemeinsam das Geheimnis um die Uhr lüften. Autor Morosinotto schildert anschaulich das Leben im Bayou, das größtenteils von Armut geprägt ist. Während Te Trois und Eddie aus intakten Familien stammen, kennen Julie und Tit, die ganz offensichtlich verschiedene Väter haben, keine Geborgenheit, dafür aber Misshandlungen und Vernachlässigung. Bei ihren Abenteuern ergänzen sich die Kinder perfekt: Der unbekümmerte und tatkräftige Te Trois gibt meistens den Ton an, ist aber klug genug, auch auf die anderen zu hören. Die energische Julie ist die mutige Beschützerin des kleinen Tit und Eddie beweist, dass er von einem Choktaw-Schamanen schon viel über das Leben in der Natur gelernt hat, und hilft ihnen mehr als einmal aus der Klemme. Selbst der autistische Tit kann letztlich einen wichtigen Beitrag leisten. Natürlich erinnern Zeit und Schauplatz an Mark Twains "Huckleberry Finn" - Autor und Buch werden deshalb auch erwähnt. Jedes Kapitel zeigt auf der ersten Seite alte Illustrationen von Warenkatalogen, Landkarten und Zeitungsausschnitte, was die Handlung noch authentischer macht. Die Geschichte wird nacheinander von den vier Protagonisten erzählt, was zu neuen Perspektiven auf die Freunde führt. Allen Bibliotheken zu empfehlen.
Rezension
Personen: Panzacchi, Cornelia Morosinotto, Davide
Morosinotto, Davide:
¬Die¬ Mississippi-Bande : wie wir mit drei Dollar reich wurden / Davide Morosinotto. Aus dem Ital. von Cornelia Panzacchi. - 2. Aufl. - Stuttgart : Thienemann, 2017. - 362 S. : Ill.
ISBN 978-3-522-18455-7
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Moro - Buch