Die Romane von John Grisham sind alle auf so geradezu systematische Weise erfolgreich gewesen, dass man leicht vergisst, dass er auch nur ein Schriftsteller ist, der sich still mit seinem Kugelschreiber abmüht, herumexperimentiert und mit jedem Buch besser wird. Wenn er als Prosastilist auch nicht so begabt ist wie ein Scott Turow, so ist Grisham doch einer der besten Storyschreiber im Krimigeschäft. Seine Bücher sind von einer moralischen Anziehungskraft und einer kreativen Vision durchsetzt, die sie deutlich von denen seiner Kollegen abhebt. "Die Bruderschaft" ist in vielerlei Hinsicht sein bisher kühnstes Werk. Die Geschichte entwickelt sich aus zwei unterschiedlichen Nebenhandlungen heraus. In der Ersten hecken drei inhaftierte ehemalige Richter (die im Titel erwähnte "Bruderschaft"), frustriert von ihrem Verlust von Macht und Einfluss, einen ausgeklügelten Erpressungsplan aus, der wohlhabende, verdeckt homosexuelle Männer zum Opfer haben soll. Die zweite Geschichte zeichnet den Aufstieg des Präsidentschaftskandidaten Aaron Lake nach, einer Marionette, die im Wesentlichen von CIA-Chef Teddy Maynard geschaffen wurde, um dessen Pläne zur Wiederherstellung der Macht seiner schikanierten Behörde zu erfüllen. Grishams strenge Kontrolle über diese zwei sich ineinander windenden Handlungsfäden bringt den Leser schon in den Anfangskapiteln dazu, sich zu fragen, wie und wann denn diese zwei Welten aufeinanderstoßen werden. Grishams sorgfältige Personenbeschreibungen sind ebenfalls beeindruckend. Ex-Richter Hatlee Beech ist ein besonders faszinierender, tragischer Antiheld: ein Millionär mit einer lebenslangen Berufung auf sein Richteramt, der sich nach seiner Verurteilung wegen Trunkenheit am Steuer mit Todesfolge geschieden, pleite und ohne Freunde wiederfand. Die zynische Betrachtung der präsidialen Politik und des Strafrechts Amerikas wirft einen etwas düsteren Schatten auf die Geschichte. CIA-Direktor Maynard ist ein allmächtiger Dämon, der sich bestens mit dem öffentlichen Willen und den öffentlichen Geldern auskennt und auch Macht über sie ausübt. Sogar sein Präsidentschaftskandidat, der Kongressabgeordnete Lake, ist eine Schachfigur in Maynards egomanischem Spiel um Anzeigenkampagnen, illegale Spenden und internationale Intrigen. Letztendlich stellt "Die Bruderschaft" einen Wandel in Grishams Karriere dar, hin zu einem nachdenklicheren Erzählstil mit weniger Interesse an der großen Abrechnung eines Bestseller-Finales -- was aber nicht heißen soll, dass die letzten 50 Seiten Sie nicht bis spät in die Nacht neben der Nachttischlampe wachhalten werden. *Amazon.de* Patrick O'Kelley
Personen: Grisham, John
Standort: Zell am See
DR Romane, Erzählungen GRIS
Grisham, John:
¬Die¬ Bruderschaft : Justiz-Thriller / John Grisham. - München : Heyne, 2001. - 447 S.
Einheitssacht.: ¬The¬ Brethren. - Aus d. Amerikan. übers. von Dirk van Gunsteren
ISBN 978-3-453-18593-7 fest geb. : ATS 336,00
DR Romane, Erzählungen - Buch: Dichtung