Die Legenden, die sich um den Becher ranken, mit dem Christus das letzte Abendmahl feierte, besitzen in dem nun vorliegenden Indizienbeweis ein historisches Fundament: ein kostbares, koscheres Steingefäß aus flammendem Achat, das in Valencia verehrt wird, konnte in einem spannenden Wissenschaftsthriller als Gralsbecher eindeutig identifiziert werden. Die zwölf anderen Kelche, von denen immer wieder behauptet wird, sie seien der Heilige Gral, scheiden definitiv aus. Auf ein Buch wie dieses habe ich schon lange gewartet. Endlich setzt sich einmal ein Autor mit der spanischen Gralstradition auseinander! Immerhin wird der sog. äSanto Caliz" schon seit über 500 Jahren in Valencia aufbewahrt und ist noch heute Besuchern zugänglich. Detailliert und mit großer Ausdauer hat der Autor die (spanische) Legende untersucht und den Weg des äGrals" verfolgt. Dabei gelingt es ihm, den großen Bogen vom Letzten Abendmahl über die Kreuzigung Jesu bis zum Auftauchen des Grals in Spanien zu schlagen. Die Vergleiche der mittelalterlichen spanischen Monarchie und Politik mit den großen Gralsepen, allen voran von Eschenbachs äParzival" werden bei den Betrachtungen des Autors nicht nur mit einbezogen, sondern bilden einen der Hauptpfeiler der Argumentationskette des Autors. Besonders dankbar muss man für die umfangreichen Fußnoten und nachvollziehbaren Zitat-Angaben sein; ein Service, der den Leser freut, und der durchaus nicht üblich ist in vergleichbaren (populärwissenschaftlichen) Werken. Bei allem Lob muss aber auch etwas Kritik erlaubt sein: So fällt zum einen die äRahmenhandlung" ins Auge, die stellenweise doch etwas konstruiert wirkt - der Autor wird von zwei Spaniern, die einem geheimnisvollen modernen äGralsritterorden" angehören überhaupt erst auf die Spur des Grals gebracht und erhält von diesen quasi den Auftrag zu seiner ganz persönlichen äGralssuche". Auch der (nicht immer nur unterschwellige) Vergleich der Situation im mittelalterlichen Spanien, der Konflikt zwischen den Mauren (islamischen Glaubens) und den Christen, mit dem aktuellen Weltgeschehen (allem voran der mehrfach erwähnte 11. September), wirkt etwas deplaziert und unnötig. Trotz allem kann ich dieses Buch nur weiterempfehlen, da es ein neues Licht auf die Gralsforschung wirft und die erste umfangreiche Arbeit in deutscher Sprache zur spanischen Gralstradition ist. Ob damit allerdings wirklich das äEnde" der Suche nach dem Heiligen Gral erreicht ist, wie der Untertitel verheißt, sei dahin gestellt.

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Personen: Hesemann, Michael Meiser, Hans Christian

Standort: Zell am See

Schlagwörter: Spanien Mittelalter Kultur Gral