Hacker, Katharina
Die Habenichtse Roman
Buch: Dichtung

Liebe kann Leben retten. Niemand weiß das besser als Jakob. In den neunziger Jahren, zur Zeit seines Jurastudiums in Freiburg, hat er Isabelle kennen gelernt. Es war eine Art nachhaltiger One-Night-Stand: Man hat mit einander geschlafen, dann ging man auseinander. Aber Jakob hat Pläne geschmiedet, die auch eine gemeinsame Zukunft mit einbezog. Dann erfährt Jakob, dass Isabelle am 11. September 2001 auf das Fest einer gemeinsamen Freundin kommen will. Eigentlich soll er nach New York, zu einem Geschäftstreffen im World Trade Center. Jetzt aber schickt er einen Arbeitskollegen hin. Der kommt beim Terroranschlag islamistischer Terroristen ums Leben. Irgendwie ist es da nur konsequent, dass Jakob und Isabelle heiraten -- eben darum, weil beide es nach dieser ungeheuerlichen Verkettung von Zufällen äso passendô finden. Weniger konsequent, ja bezeichnend ist, dass sie es so unauffällig wie möglich tun. Isabelle geht mit Jakob nach London, wo der junge Rechtsanwalt die Stelle jenes Mannes annimmt, der statt seiner in New York ums Leben kann. Aber das wohlhabende Paar zieht keineswegs in einen respektablen Stadtteil, sondern in ein sozial eher heruntergekommenes Viertel, dessen viktorianische Fassaden schon bessere Zeiten gesehen haben. Hier leben die Habenichtse, darunter auch der Junkie und Drogendealer Jim, zu dem Isabelle sich eigentümlich hingezogen wird. Spätestens jetzt wird klar, dass das, was Jakob und Isabelle füreinander empfinden, vielleicht doch nicht die große Liebe ist -- zumal sich die beiden in London immer weiter entfremden. Seltsam leer beschreibt Katharina Hacker ihre Protagonisten, um die sie weitaus lebendigere Nebenfiguren gruppiert. Emotionale Habenichtse sind die beiden, als Vertreter der äGeneration Golfô: jene Generation der Erben um die 35, die selbst der 11. September 2001 nur kurzfristig und auf die falsche Art und Weise erschüttern kann: als äScheidelinie zwischen einem phantasierten, unbeschwerten Vorher und dem ängstlichen, aggressiven Gejammer, das sich immer weiter ausbreitete.ô Eigentlich ist Isabelle und Jakob nicht die Liebe, sondern das Leben selbst abhanden gekommen -- anders als ihren älteren Freunden und Bekannten, die aus wirklichen, nicht medial vermittelten, sondern selbst erlebten Katastrophen erstarkt hervorgehen. Das ist eine der erschütternden Erkenntnisse dieses ruhigen, klug aufgebauten und perspektivisch geschickt komponierten Buchs, das nichts weniger als Tod, Glück, Liebe und Schuld zum Thema hat und wohl Hackers bestes ist. Große, aber leise, und gerade deshalb verstörende Literatur. --Thomas Köster *amazon.de*


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Hacker, Katharina

Standort: Zell am See

Schlagwörter: USA Beziehungen Liebesbeziehung

DR Romane, Erzählungen HACK

Hacker, Katharina:
¬Die¬ Habenichtse : Roman / Katharina Hacker. - 1. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2006. - 308 S. - Deutscher Buchpreis 2006
ISBN 978-3-518-41739-3 fest geb. : Euro 18,30

Zugangsnummer: 0007509001 - Barcode: 2-0000000-8-01073478-0
DR Romane, Erzählungen - Buch: Dichtung