Marrakesch -- eine Stadt mit einem Namen wie eine Verheißung. Das singende Stimmengewirr der farbenprächtigen Märkte, orientalische Gerüche, Kameltreiber, Straßenverkäufer, aber auch Bettler und Blinde -- all das findet Elias Canetti auf seiner Reise in die fremdartige, faszinierende Stadt. Dabei begleitet er in den Fünfzigerjahren eher aus Zufall ein Filmteam in diese Welt, die märchenhaft und rätselhaft zugleich wirkt. Er kehrt zurück nach London, doch die Erinnerung lässt ihn nicht mehr los. Schließlich beginnt er, in kurzen literarischen Skizzen die rätselhafte Stadt in ihrer ganzen Sinnlichkeit und Lebendigkeit zu beschwören. So erwachen vor dem Auge des Lesers die arabischen und jüdischen Viertel, die Kamelmärkte, die feilschenden Händler und die Prostituierten gleichsam zu neuem Leben. Canettis Aufzeichnungen "Die Stimmen von Marrakesch" (1968) sind kein Reisebericht im traditionellen Sinn. Vielmehr sind sie literarische Momentaufnahmen, die in immer neuen Versuchen den flüchtigen Charme Marrakeschs einfangen und am Ende ebenso viel über den bezauberten Schriftsteller verraten wie über die Stadt, die ihn in ihren Bann gezogen hat. Über den Autor Elias Canetti (1904-1994) wurde im bulgarischen Rustschuk als Sohn sephardischer Eltern geboren. Seine Muttersprache war Ladino, ein archaischer spanischer Dialekt. In jungen Jahren lebte er in Manchester, Wien und Zürich, bevor er 1921 allein nach Frankfurt am Main zog, wo er 1924 das Abitur ablegte. Anschließend nahm er in Wien das Studium der Chemie auf, das er 1929 mit einer Promotion abschloss. In dieser Zeit machte er die Bekanntschaft der Schriftsteller Karl Krauss und Bertolt Brecht sowie des Künstlers Georg Grosz. Nach dem Studium arbeitete Canetti als Übersetzer. Sein erster Roman, "Die Blendung", erschien 1935. In den Wiener Jahren vor seiner Emigration verkehrte er unter anderem in den Kreisen von Robert Musil, Hermann Broch, Alban Berg und Alma Mahler. 1938 verließ Canetti mit seiner Frau Wien, um sich nach einem Zwischenaufenthalt in Paris in London niederzulassen. Hier beschäftigte er sich vor allem mit seiner anthropologischen Studie "Masse und Macht", welche 1960 veröffentlicht wurde. Erst jetzt allmählich wurde Canetti als Schriftsteller bekannt. Die in den nächsten Jahren folgenden Aufzeichnungen, zu denen auch "Die Stimmen von Marrakesch" gehören, festigten seinen Ruf. 1972 erhielt er den Georg-Büchner-Preis, doch galt er noch bis zu seiner Auszeichnung mit dem Nobelpreis 1981 als Geheimtipp innerhalb der deutschen Literatur. *amazon.de*
Personen: Canetti, Elias
Standort: Zell am See
DR Romane, Erzählungen CANE
Canetti, Elias:
¬Die¬ Stimmen von Marrakesch : Aufzeichnungen nach einer Reise / Elias Canetti. - Erstaufl. 1968. - München : Süddeutsche Zeitung, 2004. - 110 S.
ISBN 978-3-937793-06-1 fest geb. : Euro 5,-
DR Romane, Erzählungen - Buch: Dichtung